Theodor W. Adorno

So müsste ich ein Engel und kein Autor sein

Adorno und seine Frankfurter Verleger. Der Briefwechsel mit Peter Suhrkamp und Siegried Unseld
Cover: So müsste ich ein Engel und kein Autor sein
Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 2003
ISBN 9783518583753
Gebunden, 767 Seiten, 39,90 EUR

Klappentext

Nichts deutet bei Adornos Rückkehr aus dem Exil 1949 auf ein Gelingen des Versuchs hin, in Nachkriegsdeutschland tatsächlich anzukommen. Im Jahr darauf geht auch Peter Suhrkamp mit der Verlagsgründung ein Wagnis ein. Dabei schließt der vom Konzentrationslager Gezeichnete mit dem auf andere Art Verletzten einen Pakt. Adorno vergisst ihm das nicht: "Aber das einzige, woran ich wirklich Freude habe, ist eben doch die Herstellung 'heiliger Texte'. Wenn diese Texte allmählich anfangen, ein gewisses Eigengewicht anzunehmen, so weiß niemand besser als ich, wieviel dieses scheinbaren Eigengewichts Ihnen, Ihrer Solidarität und Freundschaft zu verdanken ist." Die Durchsetzung eines Autors in der Öffentlichkeit wie die Arbeit an diesen Texten steht im Mittelpunkt der 500 Briefe von 1950 bis 1969, jenem Zeitraum, in dem die Kritische Theorie wie der Verlag sich gegen das Etablierte etablieren.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11.09.2003

Lothar Müller hat den Briefwechsel Adornos mit seinen Verlegern Peter Suhrkamp und Siegfried Unseld mit Vergnügen und Interesse gelesen. Zwar erfahre man in dem "voluminösen" Band nicht allzu viel über die Zeitgeschichte, räumt der Rezensent ein, dafür umso mehr über die Bedingungen der Herausgabe von Adornos Büchern. Der Philosoph achtete nämlich äußerst "penibel" auf Honorare, Korrekturen, Rezensions- und Freiexemplare, informiert Müller. Dabei werde deutlich, wie eng verbunden für Adorno Inhalt und äußere Form seiner Schriften war. Richtig "ulkig" findet der Rezensent das in den Briefen sich abbildende Ringen von Adorno und Suhrkamp um die Titel seiner Bücher. Er stellt fest, dass die Vorschläge des Philosophen in aller Regel eher "verquast" ausfielen und der später gültige Titel dann gewöhnlich von Suhrkamp beigesteuert wurde. Auf jeden Fall, so Müller, belegt der Band, was Adorno vor allem wichtig war, nämlich die eigene "profane Kanonisierung in der Kultur Nachkriegsdeutschlands", und das, stellt Müller fest, ist ihm auch "gelungen".
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.09.2003

Dass das eigentlich langweilige Verlagsgeschäft auch aufregend sein kann, beweist der Briefwechsel von Theodor Adorno mit seinen Verlegern Peter Suhrkamp und Siegfried Unseld, stellt Ludger Heidbrink angenehm überrascht fest. Die Briefe zeigen Adorno von einer ungewohnten Seite, als "publizistische Ich-AG und sozialkritischen Entrepeneur", der intensiv für seine Bücher wirbt und sich mit einem "Hang zur Pedanterie" in den Prozess der Veröffentlichung einmischt, Waschzettel für seine Werke verfasst, Listen mit potenziellen Rezensenten erstellt und Vorschläge für Zeitungen und Sender macht. Interessant findet der Rezensent, wie intensiv sich vor allem Peter Suhrkamp um den Intellektuellen kümmert und was für ein herzliches und vertrauensvolles Verhältnis sich mit der Zeit zwischen Autor und Verleger entwickelt - auch wenn es ums Finanzielle geht. Der Briefwechsel, resümiert Heidbrink, offenbare den Philosophen als "unermüdlichen Unternehmer, der seinen Marktwert kannte".