Meine kleine Großmutter & Mr. Thursday oder Die Erfindung der ErinnerungRoman
Mitteldeutscher Verlag, Halle
2019
ISBN
9783963111815, Kartoniert, 416Seiten, 18,00
EUR
Klappentext
Ich habe meine Großmutter gekannt, aber ich wusste nicht, dass sie es war. Linda, Übersetzerin aus dem Persischen, lässt sich gern von ihren Träumen lenken, und so findet sie sich eines Tages in Lüneburg wieder: Dort lebte ihre kaum gekannte Großmutter Ida unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg, geflohen aus Oberschlesien, verwitwet, mit fünf Kindern. Knapp eineinhalb Meter groß, arbeitete sie für "Direktor des englischen Kinos". Dieser Halbsatz entzündet Lindas Phantasie, und schon ist sie mitten in der Zeit der britischen Besatzung, von 1945 bis 1949: Ida verliert ihren Mann, Ida schrubbt Wäsche für die Tommys, und Ida begegnet Mr. Thursday. Sie fängt bei ihm im "Astra Cinema" an und merkt vor lauter Begeisterung für die Filme kaum, dass er sich in sie verliebt … Das Kino wird zum Gegenbild für die raue Wirklichkeit, durch die Ida und ihre kleine Rasselbande sich als "Flüchter" durchboxen, mit Einfallsreichtum, der Kraft der Träume und der Liebe, die sie verbindet. Indem Linda aus Sehnsucht nach der Großmutter, die sie nicht hatte, zu deren Erzählerin wird, verändert sie sich selbst - und erzählt noch dazu die Geschichte einer ganzen Epoche.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 09.01.2020
Rezensent Hans Christoph Buch lässt sich von Sachfehlern und sprachlichen Ausrutschern nicht beirren. Tanja Langers Kunst, ernste Themen wie Flucht, Vertreibung, Krieg in mühelose Diktion zu verpacken, ohne trivial zu werden, schätzt er sehr. Langers Großmuttergeschichte aus Lüneburg Ende des Krieges findet er poetisch, stimmig und vergnüglich. Dass die Autorin auch noch selbstironisch sein kann, scheint ihm besonders bemerkenswert.