Sibylle Zehle

Minna Wagner

Eine Spurensuche
Cover: Minna Wagner
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2004
ISBN 9783455094398
Gebunden, 574 Seiten, 24,90 EUR

Klappentext

Minna Planer war Richard Wagners erste Ehefrau. Mit ihr war er dreißig Jahre verheiratet, an ihrer Seite hat er alle Werke - von Rienzi bis zum Parsifal - komponiert oder zumindest konzipiert. Und Minna lebt - in Wagners Musik. Sie ist die Senta des Holländers, die Elsa des Lohengrin und die Fricka im Ring. In der Wagner-Literatur ist Minna dennoch über die Rolle einer Haushälterin nicht hinausgekommen. Dabei war sie eine für die damalige Zeit erstaunlich selbständige Frau, eine anerkannte Schauspielerin mit Erfolgen von Berlin bis Riga. Sibylle Zehle ist den Spuren Minna Wagners gefolgt. Es ist der Weg einer jungen, ehrgeizigen Aufsteigerin, die versucht, der Enge ihres Elternhauses zu entfliehen und statt der ersehnten bürgerlichen Sicherheit an der Seite Richard Wagners nichts als die Unsicherheit einer unruhigen - und für sie zerstörerischen - Künstlerexistenz erfährt. Die Autorin hat zahlreiche Dokumente entdeckt und eine Fülle neuer Fakten ermittelt

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.12.2004

In der Wagner-Literatur wurde Minna Wagner, Richard Wagners erste Ehefrau, über lange Zeit mit Herablassung behandelt, meint Marianne Zelger-Vogt, galt sie doch als unmusikalische und vor allem kleinliche Natur. Die Autorin Eva Rieger habe dieses Bild mit ihrem Buch über "Minna und Richard Wagner" im Jahr 2003 bereits hinreichend korrigiert, erinnert sich Zelger-Vogt. Sibylle Zehle setzt nun mit ihrem 600-Seiten-Buch noch eins drauf und stellt Minna Wagner ganz und gar in den Mittelpunkt ihrer Recherche, berichtet die Rezensentin, die das Porträt, das "erklärtermaßen Partei ergreift", dennoch "nicht geschönt" findet. Zehles Betrachtungen dieser Ehe zwischen der Schauspielerin, die ihren Beruf für Wagner an den Nagel hängte, und dem Kapellmeister und Komponisten münden für sie in die Überlegung, beide hätten in der Beziehung nicht das gefunden, was sie gesucht haben; über die Beziehungsstudie hinaus erweise sich das Buch aber auch als Zeitporträt, betont Zelger-Vogt, das anschaulich die politischen und künstlerischen Vorgänge im Umfeld der Wagners schildert.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.09.2004

Götz Leineweber lobt diese Biografie von Minna Wagner, der ersten Frau von Richard Wagner, als ungeschminkte Darstellung. Auch als "Zeit- und Sittenporträt" überzeugt ihn das Buch der Journalistin Sibylle Zehle, die darin über die Zeit des Musiktheaters berichtet, in der noch nicht "vergreisende Repertoireverwalter" sondern "junge Revolutionäre" das Sagen hatten, wie sie mit einem kleinen Seitenhieb auf heutige Verhältnisse schreibt. Manches, wie Einzelheiten zu Richard Wagners Pickeln, hätte der Rezensent wohl lieber nicht erfahren und auch auf die vielen "rhetorischen Fragen und die blumigen Ausmalungen" der Seelenzustände der Porträtieren hätte er verzichten mögen. Trotzdem lobt er diese Lebensbeschreibung als erhellend, nicht zuletzt, weil sie nicht zu der von Cosima Wagners "kanonisierten" Reihe von Literatur über Richard Wagner gehört.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 03.07.2004

Bei mancher Kritik ist Joachim Kaiser begeistert angesichts dieses Buches, das in der Fülle der Wagner-Bücher noch etwas Neues darzustellen vermöge. Es werde die Geschichte einer nicht unkomplizierten, aber von überbordender Liebe gekennzeichneten Ehe präsentiert, wobei die Autorin klar für Ehefrau Minna Stellung beziehe, die in mehrfacher Hinsicht unter ihrem Mann zu leiden hatte. Dennoch versage sich die Autorin dankenswerterweise jede unreflektierte Parteinahme und unterschlage weder die Schwächen Minnas noch die Vorzüge Richard Wagners. Nur bei der Darstellung von Cosima, quasi der Nachfolgerin Minnas, versage der Wille zur Neutralität seitens der Autorin. Zudem seien ihr im letzten Teil des Buches einige "Schnitzer" unterlaufen, die in einer künftigen Neuauflage unbedingt zu berichtigen seien. Kaisers Fazit lautet dennoch: ein "enorm empfehlenswertes Buch".
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