Svenja Leiber

Schipino

Roman
Cover: Schipino
Schöffling und Co. Verlag, Frankfurt am Main 2010
ISBN 9783895612060
Gebunden, 208 Seiten, 18,95 EUR

Klappentext

Schipino: vier Datschen in der Nähe einer maroden Kolchose. Eine Handvoll Menschen, ein Klavier und ein Gasherd auf einem Hügel mitten im Wald, umringt von Sümpfen und Seen. Jan Riba ist aus seiner Welt gefallen und hier gelandet. Er hat sein Büro in Deutschland abgeschlossen und ist in den Zug nach Moskau gestiegen, zu seinem Freund Viktor, der ihm den russischen Sommer zeigen will. Zusammen sind sie nach Schipino gekommen, haben sich auf dem Heuboden eingerichtet und sich in das Leben der anderen gefügt.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 27.11.2010

Angetan zeigt sich Rainer Moritz von Svenja Leibers Debutroman "Schipino". Die Geschichte um den knapp vierzigjährigen Jan Riba, der sich von seiner westlichen Wohlstandsexistenz verabschiedet, der Einladung eines Freundes nach Russland folgt und schließlich im weltabgewandten Ort Schipino landet, wirkt auf ihn anfangs recht realistisch, bekommt aber zunehmend einen unwirklichen Touch, je mehr die beiden Frauengestalten Lilja und Mascha ins Zentrum rücken. Der Einsatz von Elementen des magischen Realismus hätte nach Ansicht von Moritz etwas sparsamer sein können. Bisweilen findet er das Geschehen auch arg verrätselt. Gleichwohl fällt sein Gesamteindruck positiv aus, was insbesondere an der "unverbrauchten Sprache" dieses "couragiert und intensiv erzählten" Romans liegt.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.10.2010

Sehr beeindruckt ist Rezensent Florian Balke von diesem Romandebüt Svenja Leibers, die aus Norddeutschland stammt, in Saudi-Arabien lebte und sich auch in Russland, stellt er fest, sichtlich hervorragend auskennt. Nach Russland nämlich schickt sie ihren als Ich-Erzähler fungierenden Helden mit Namen Jan Riba. Er flieht aus Deutschland vor seiner dortigen verkrachten Existenz und kommt in einer Art ländlichen Kleinkommune im Dorf Schipino unter. Zu den faszinierenden Zügen des Romans, so Balke, gehört die Souveränität, mit der Leiber mit Informationen über den Helden und vor allem seine Vergangenheit nach und nach nur herausrückt. Was zwischen der Kindheit, an die sich Riba erinnert, und der Gegenwart genau geschehen ist, erfähre man nur bruchstückhaft, oft gebe es überdies falsche Fährten. Zum erzählerischen Geschick komme sprachliches Können, die "sprachliche Sinnlichkeit und dingliche Unmittelbarkeit" der Schilderungen begeistert den Rezensenten.
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Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.10.2010

Eine Art absichtsvolle Ratlosigkeit hinterlässt der erste Roman der 1975 geborenen Svenja Leiber bei der Rezensentin Meike Fessmann. Falls es so etwas wie ein Zentrum gibt, sind es die Erlebnisse des deutschen Anwalts Jan, der, aus einer Ehe- und Lebenskrise flüchtend, nach Moskau und von dort weiter ins ländliche und sommerliche Schipino reist, unterdessen männliche und weibliche Bekanntschaften macht, im Laufe der Erzählung immer weiter in Zeit und Raum versackt und sich schließlich, wie die Figuren und Orte um ihn herum, Seite für Seite entmaterialisiert, bis sich auf ihn die Wortbildung "Nichts-Nichts" applizieren lässt. Kafka und Tschechow lassen grüßen, so Fessmann, die sich kein abschließendes Urteil erlauben möchte, außer diesem, dass der auf keine Höhepunkte zusteuernde Roman einen Nachruf auf die früher übliche "Sommerfrische" enthält, "eine Auszeit, bei der man wieder zu Kräften kommen" konnte.
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