Susanne Rau (Hg.), Gerd Schwerhoff (Hg.)

Zwischen Gotteshaus und Taverne

Öffentliche Räume in Spätmittelalter und Früher Neuzeit.
Cover: Zwischen Gotteshaus und Taverne
Böhlau Verlag, Köln 2004
ISBN 9783412132033
Gebunden, 481 Seiten, 54,90 EUR

Klappentext

Tagungsband. "Öffentlichkeit" war im alten Europa ganz anders strukturiert als in der Moderne. Trotz der frühneuzeitlichen Medienrevolution blieb sie an ganz konkrete Räume der Interaktion und Kommunikation gebunden. Gotteshaus und Taverne bildeten die Eckpfeiler dieser öffentlichen Räume, wo politisiert, Verträge abgeschlossen, religiöse Dispute ausgefochten und soziale Rangordnungen festgelegt und verteidigt wurden. Die Beiträge dieses Bandes wurden von ausgewiesenen Experten geschrieben und zeichnen das Profil von Wirtshäusern und Kirchen, aber auch von Rathäusern und städtischen Plätzen als öffentlicher Räume nach. Sie ermöglichen so interessante historische Einblicke und Vergleiche. Aus historischer, volkskundlicher und kunstgeschichtlicher Perspektive fragen sie danach, wie die jeweiligen Räume - z. B. geschlechtsspezifisch - wahrgenommen, genutzt und gestaltet wurden und welche strukturierenden Wirkungen von diesen Räumen ausgehen konnten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.06.2004

Wie sehr privater und öffentlicher Raum nicht nur ineinander übergehen, sondern sich erst durch gegenseitige Abgrenzung definieren, weiß jeder Büromensch, meint Rezensent Valentin Groebner. Doch bei der Lektüre des vorliegenden Sammelbandes hat er erfahren, dass dieser moderne Gegensatz zwischen Sitzungssaal und Flur, zwischen Büro und Kneipe (der entscheidend ist für Quantität und Qualität der Informationen), eine "Vorgeschichte" hat, die bis ins 15. Jahrhundert zurückreicht. Der Band, so Groebner, hält eine "Fülle von (manchmal recht spröden) Detailstudien" bereit, die darlegen, "wie Wirts-, Gottes-, und Rathäuser zwischen dem 15. und 18. Jahrhundert als kommunizierende Gefäße funktionierten". Besonders eine Anekdote hat dem Rezensenten gut gefallen: Im Jahr 1546 sollten im protestantischen Genf die Gasthäuser geschlossen werden - im Namen der Sittlichkeit, doch dieses Verbot konnte nie durchgesetzt werden, brauchte man die Gasthäuser doch dringend zum Intrigieren und Regieren.
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