Die andere ErinnerungJüdische Autoren in der westdeutschen Nachkriegsliteratur. Habil.
Philo Verlag, Berlin - Wien
2001
ISBN
9783865722270, Broschiert, 596Seiten, 30,00
EUR
Klappentext
Braese untersucht die charakteristische Stellung jüdischer Autoren im westdeutschen Literaturbetrieb. Grundsätzlich erinnerten sich Deutsche und Juden unterschiedlich an die Jahre von 1933 - 1945. Diese Differenz der Erinnerungen, ja deren Unvereinbarkeit, wird in der westdeutschen Literatur nach 1945 als Erinnerungskonkurrenz konstitutiv. Die Reaktionen und "Antworten" - bezogen auf die nationalsozialistische Herrschaft - abzurufen, nimmt sich der Autor mit der Einordnung auf den Zeitraum von 1945/47 bis 1980 vor.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.11.2002
Jakob Hessing verneigt sich in seiner Rezension vor diesem "ausgezeichneten" Buch. Denn Nationalsozialismus und Verdrängung, das sei auf dem deutschen Buchmarkt kein Nischenthema. Aber wie holprig in der Nachkriegszeit der Weg für jüdische Literatur in die deutschen Buchläden war, darüber gebe es weniges zu lesen. In seinem ausführlichen Text beschreibt der Rezensent, ähnlich wie der Buchautor, das Überleben dreier Autoren - Weil, Hilsenrath, Hildesheimer - in der Nazi-Zeit, ihre weltweit anerkannten Bücher und die Knüppel, die ihnen im Nachkriegsdeutschland von Verlegern und öffentlicher Meinung in die Beine geworfen wurden. Die "Kontinuität der Verdrängung", so der Rezensent, beschreibe der Germanist Stephan Braese klug und einleuchtend, und mit dem Reichtum, "den das Aufbrechen von Verdrängungen freigibt", öffne der Autor ein neues Feld der Literaturgeschichte.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 20.08.2002
Großes Lob spricht Hanno Loewy der Studie von Stephan Braese aus, dem es gelungen sei, "ohne Larmoyanz und Prätention" ein Kapitel deutscher Literaturgeschichte aufzuarbeiten. Ein Kapitel, das es in sich hat: die Konfrontation der unterschiedlichen Erfahrungen deutscher und jüdischer Autoren direkt nach 1945. Braese geht dabei exemplarisch vor und zeigt anhand der drei jüdischen Autoren Grete Weil, Edgar Hilsenrath und Wolfgang Hildesheimer die Schwierigkeiten, überhaupt eine Position im deutschen Literaturbetrieb behaupten zu können, erklärt Loewy. So rolle er die literaturpolitischen Debatten von 1947 wieder auf, werte Briefe, Tagebücher, Verlagsnotizen, Rezensionen aus und verflechte auf diese Weise Werk- und Rezeptionsgeschichte. Alles ist dicht und spannend erzählt, lobt der Rezensent weiter und spottet, dass man in diesem Intellektuellen-Drama einige "überraschende wie bezeichnende Auftritte" bekannter Akteure wie Walser, Handke, Rühmkorf, Enzensberger erleben könne sowie einen Rezensentenchor, der alles, was ihm unbekannt ist, schlicht einebnet.