Stefan Zweig

Stefan Zweig: Briefe 1932-1942

Cover: Stefan Zweig: Briefe 1932-1942
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2005
ISBN 9783100970930
Gebunden, 816 Seiten, 46,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben von Knut Beck und Jeffrey B. Berlin. Der abschließende vierte Band der Ausgabe versammelt Briefe aus Zweigs letzten zehn Lebensjahren. Nicht nur die politischen Verhältnisse verdüstern sich. Seine Bücher werden verbrannt, sein Haus in Salzburg wird ihm verleidet. Trennungen, Scheidungen, Entfremdungen: von Romain Rolland, dem langjährigen Adressaten vieler Briefe, von seiner Ehefrau Friderike, die gleichwohl weiter zu seinen wichtigsten Vertrauten gehört - neben Korrespondenzpartnern wie Felix Braun und Ben Huebsch. Neue Wohnung in England, neue Ehe. Freunde sterben: Toller, Roth, Herrmann-Neiße. Den überlebenden versucht er zu helfen, bis an die Grenze der Erschöpfung. Vortragsreisen, Übersiedlung nach New York, später nach Brasilien. Dort das Ende.
Dennoch entstehen in diesen Jahren Werke wie die Biografien "Marie Antoinette" und "Maria Stuart", das Libretto zu "Die schweigsame Frau", der Roman "Ungeduld des Herzens" und schließlich, im letzten Jahr, die "Schachnovelle" und die "Erinnerungen eines Europäers": "Die Welt von Gestern".

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 11.02.2006

Beeindruckt zeigt sich Rezensent Hanno Loewy von Stefan Zweigs Briefe aus den Jahren der Vertreibung 1932 bis 1942, die, herausgegeben von Knut Beck und Jeffrey B. Berlin, nun als vierter und letzter Band der Edition seiner Briefe vorliegen. Loewy zählt Zweigs seit dem Machtantritt der Nazis und der Zerschlagung der Demokratie in Österreich 1934 verfassten Briefe zu den "illusionslosesten Texten jener Zeit". Loewy berichtet über Zweigs Auseinandersetzung mit dem Judentum, über seine immense Produktivität in den letzten Lebensjahren, über die Stationen seiner Emigration, sein Engagement für andere Emigranten und seine wachsende Einsamkeit, die ihn sich schließlich das Leben nehmen ließ. Er hebt hervor, dass die an Arnold Zweig, Franz Werfel, Max Brod, Ben Huebsch, Sigmund Freud oder auch Thomas Mann gerichteten Briefe auch belegen, wie Stefan Zweig immer mehr und wider Willen auf seine jüdische Herkunft zurückgeworfen wird. Dabei sei er jedem jüdischen Partikularismus bis zum Ende fremd geblieben. Die Ausgabe der Briefe weist zum Bedauern Loewys einige editorische Mängel auf. Als störend empfindet er vor allem, dass die Herausgeber oft detaillierte Deutungen von Zweigs Texte geben und zwar "mit zum Teil skurrilen Ergebnissen". Nichtsdestoweniger hält er fest: "Es bleibt eine den Atem raubende Erfahrung, sich diesen Briefen und ihrer luziden Hellsichtigkeit auszusetzen."

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 04.02.2006

Stefan Zweig hat viel geschrieben in seinem Leben, sehr viel. Auch Briefe, teils fünfzehn am Tag. Wieviele genau, das wird auch durch diese Ausgabe, deren vierter und letzter Band mit Briefen aus dem letzten Lebensjahrzehnt nun vorliegt, nicht klar. Dies aber ist, wie sich der Rezensent Karl-Markus Gauß hinzuzufügen beeilt, der einzige Makel dieser Edition, die mit genauester Kenntnis des Lebens und Werks und entsprechenden Detailentschlüsselungen im Kommentar glänzt. Wer ebenfalls glänzt, ist Stefan Zweig. Das "sprachliche Niveau" ist in aller Regel nämlich hoch, wenngleich in der Zusammenschau auch die gelegentliche Mehrfachverwertung gelungener Formulierungen zu beobachten ist. Den Briefen der letzten zehn Jahre bis zum Freitod im brasilianischen Exil ist die zunehmende Verzweiflung des Autors abzulesen. Den Briefpartnern gegenüber bleibt er freilich höflich, entschuldigt sich im Abschiedsbrief von seinem Verleger noch mit der Bitte um Vergebung für die "Mühen und Unannehmlichkeiten, die ich Ihnen durch meinen Tod bereite."
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.12.2005

Mit großer Bewegung hat Rezensent Malte Herwig diesen vierten und letzten Band der Briefedition mit Stefan Zweigs Korrespondenz aus dem letzten Lebensjahrzehnt gelesen. Oft erschienen ihm dessen Briefe wie "Feldpost eines in die Enge getriebenen Humanisten und Freigeistes" in barbarischer Zeit. In den letzten beiden Jahren wirken sie dann auf Herwig immer stärker wie die "Flaschenpost eines Ertrinkenden, der am Rande seiner seelischen Kräfte auszuhalten versucht". Manchmal schnürte dem Rezensenten die Begegnung mit den Briefzeugnissen des tief verzweifelten Emigranten auch die Kehle zu. Selbst Zweigs Beschreibung der "herrlichen Vegetation und wohltuenden Einfachheit des brasilianischen Hochlands" wirken auf ihn nur noch "wie eine hilflose Selbstbeschwörung". Diese "vorzüglich edierte und kommentierte" Edition schließt Herwigs Informationen zufolge mit Zweigs berühmtem Abschiedsbrief "Declaracao" vom 22. Februar 1942, der mit den Worten ende: "Ich grüße alle meine Freunde! Mögen sie die Morgenröte noch sehen nach der langen Nacht! Ich, allzu Ungeduldiger, gehe ihnen voraus."
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de