Briefe zum JudentumJüdischer Verlag im Suhrkamp Verlag, Berlin
2020
ISBN
9783633543069, Gebunden, 295Seiten, 24,00
EUR
Klappentext
Herausgegeben von Stefan Litt. Stefan Zweig, einer der erfolgreichsten Autoren deutscher Sprache entstammte einer wohlhabenden jüdischen Familie, in der allerdings die jüdische Tradition kaum eine Rolle spielte. Seine Korrespondenz aus den Jahren 1900 bis 1940, unter anderem mit Martin Buber, Anton Kippenberg, Romain Rolland, Felix Salten und Chaim Weizmann vermittelt unmittelbare Einblicke in die Gedanken des weltberühmten Schriftstellers zum Judentum und zum Zionismus, die in dieser Form bisher nur aus wenigen Werken herauszulesen war. Die vorliegende von Stefan Litt zusammengestellte und kommentierte Edition umfasst 120 in der Mehrzahl bislang unveröffentlichte Briefe und unternimmt erstmals den Versuch, Zweigs Stellung zum Judentum genauer zu erschließen.
Rezensionsnotiz zu
Die Welt, 27.02.2021
Rezensent Dirk Schümer fragt sich zunächst, ob Stefan Zweig der Titel dieser Briefsammlung gefallen hätte, schließlich hat der Autor in seinen Augen lebenslang daran gearbeitet, nicht auf sein Judentum reduziert zu werden. In jedem Fall spürt der Kritiker in diesen Briefen den großen Stolz des Verfassers auf die jüdische Herkunft und Kultur, aber sie zeugen ihm zufolge auch von Zweigs Hellsicht in Bezug auf die heraufziehende Bedrohung durch die Nationalsozialisten und geben Einblick in die Seelenlage des Autors. Dass Schümer sich vor allem in Bezug auf die Adressaten mehr biografische Hintergrundinformationen gewünscht hätte, schmälert den Wert der Lektüre seiner Meinung nach nicht.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.02.2021
Für Rezensent Jakob Hessing widerlegen Stefan Zweigs Briefe in der Auswahl von Stefan Litt Hannah Arendts Urteil, Zweig sei unpolitisch gewesen, vor allem in Bezug auf das Judentum. Der laut Hessing "sorgfältig" in drei Abschnitte strukturierte Band zeigt Zweig als assimilierten Juden, als Weltbürger mit "jüdischem Ausdruck" sowie als Schriftsteller, dem jüdische Fragen, etwa betreffend den Zionismus, immer wichtiger wurden, erläutert der Rezensent. Besonders der umfassendste, bis 1941 reichende letzte Teil offenbart Hessing sowohl Zweigs ästhetischen Idealismus und seinen Pessimismus, aber auch seine Fähigkeit, junge Anhänger dennoch zu ihrem Entschluss zu ermuntern, nach Palästina zu gehen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 07.01.2021
Für den früh berühmten Schriftsteller Stefan Zweig, so entnimmt Rezensent Wilhelm von Sternburg diesem Briefwechsel, war sein Judentum eine Selbstverständlichkeit, mit der er sich erst am Ende seines Lebens in seinem Werk auseinandergesetzt hat. Umso interessanter ist für ihn die Lektüre dieser ausgewählten Briefe Zweigs, von denen hier 69 das erste Mal veröffentlicht worden sind. Eine gewisse Entwicklung des Pazifisten und Humanisten wird sichtbar, findet der Kritiker, die sich immer wieder gegen jede Eindeutigkeit stellte - sei es in Richtung Zionismus oder auch Bolschewismus. Am Ende konnte Stefan Zweig seine "übernationale Freiheit" als Grundlage seines Denkens mit seinem Judentum verbinden, so lernt der Rezensent aus diesen Briefen.