Simon Dubnow

Buch des Lebens (Band 1: 1860-1903)

Erinnerungen und Gedanken. Materialien zur Geschichte meiner Zeit
Cover: Buch des Lebens (Band 1: 1860-1903)
Vandenhoeck und Ruprecht Verlag, Göttingen 2004
ISBN 9783525369500
Gebunden, 537 Seiten, 49,90 EUR

Klappentext

Herausgegeben im Auftrag des Simon-Dubnow-Instituts für jüdische Geschichte und Kultur von Verena Dohrn. Aus dem Russischen von Vera Bischitzky. Mit einem Vorwort von Dan Diner. "Wir leben in einer historischen Endzeit, die das Erbe des neunzehnten Jahrhunderts in sämtlichen Bereichen des sozialen wie des individuellen Lebens tilgt. Unsere Epoche an der Wende zweier Jahrhunderte ist zu Ende gegangen und vieles deutet darauf hin, dass das zwanzigste Jahrhundert keine Fortsetzung, sondern die Umkehrung des neunzehnten werden wird. ... So will ich meine Erinnerungen als 'Materialien zur Geschichte meiner Zeit' verstanden wissen, einer Geschichte der geistigen Kämpfe zu Beginn dieser Ära und der politischen an ihrem Ende." Simon Dubnows Buch des Lebens umfasst drei Teile, die in drei Bänden veröffentlicht werden. Band 1 vergegenwärtigt Kindheit und Jugend, die Lehrjahre und den Beginn der publizistischen Arbeit wie der historischen Forschung in Petersburg und Odessa in den Jahren 1860 bis 1903. Darin schildert Dubnow das traditionelle jüdische Leben in Osteuropa und den Aufbruch in die Moderne.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 06.04.2006

"Ein großes Werk der Geschichtsschreibung des 20. Jahrhunderts" stellt Simon Dubnows Autobiografie dar, urteilt Thomas Meyer. In drei Bänden wurde "Das Buch des Lebens" vom Leipziger Dubnow-Institut herausgegeben, in einer Übertragung, die des Verfassers "lebendig-plastischer Sprache" gerecht wird und bereichert ist um "ausführliche Einleitungen", an denen der Rezensent so recht keine Kritik üben mag; zwar seien die Interpretationen "nicht immer stimmig", auch fielen die "Abgrenzungen zur deutsch-jüdischen Kultur" überpointiert aus, und die Rezeptionsgeschichte hätte durchaus nuancenreicher aufbereitet werden können. Gleichwohl habe Verena Dohrns Mannschaft "herausragende Arbeit geleistet" und eine "mustergültige Edition" erstellt. Dubnow, der zu seiner Zeit als legitimer Nachfolger von Heinrich Graetz, dem Verfasser der 1876 vollendeten "Geschichte des jüdischen Volkes von den ältesten Zeiten bis zur Gegenwart", galt, stellt seinen geistigen Werdegang dar und verschränkt diese Entwicklungsgeschichte mit einer Darstellung der historischen Ereignisse und der Geschichte der jüdischen Kulturen in Russland und Deutschland. Eine "ambitionierte Geschichtsphilosophie", verquickt mit der "Innenansicht eines Intellektuellen", resümiert Meyer zufrieden.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 14.09.2005

Den ersten Band seiner dreibändigen Autobiografie habe Simon Dubnow Anfang der dreißiger Jahre in Berlin geschrieben, berichtet Rezensent Cord Aschenbrenner, während sich um ihn herum das anbahnte, was er gerade mit den russischen Pogromen der 1880er Jahre aus leidvoller Erinnerung beschrieben hatte. Das Hauptwerk des "Publizisten, Politikers und politischen Philosophen", seine zehnbändige "Weltgeschichte des jüdischen Volkes", sei heute nur noch Judaisten und Slawisten bekannt. Wenn so ein gleichermaßen gelehrter wie politisch aktiver Mann aus seinem Leben erzähle, so der Rezensent, sei dies "äußerst fruchtbar" nicht nur für Historiker. Allerdings empfiehlt er die "ungemein kenntnisreiche" Einführung der Herausgeberin Verena Dohrn als "unverzichtbare" Verständnishilfe. Als junger Mann sei Dubnow aus seinem russischen Heimatschtetl illegal nach Petersburg gezogen und habe für jüdische Zeitungen geschrieben. Nachdem er sich schon während seiner orthodoxen Erziehung ("unter den religiösen Fanatikern") insgeheim mit der jüdischen Aufklärung beschäftigt hatte. Als besondere Qualität von Dubnow macht der Rezensent dessen Fähigkeit aus, "Unvereinbares miteinander zu verbinden", beispielsweise den "Glauben" an die Evolutionstheorie mit dem zyklischen jüdischen Geschichtsdenken.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.05.2005

Erfreut zeigt sich Rezensent Friedrich Niewöhner über diese Autobiografie des jüdischen Historikers Simon Dubnow (1860-1941), von der nun der erste, die Jahre 1860 bis 1903 umfassende Band vorliegt. Niewöhner hebt hervor, dass nicht die Person des Historikers Dubnow im Vordergrund steht, sondern die Ereignisse, "mit denen er zu leben, gegen die er zu kämpfen hatte." Er charakterisiert Dubnows ersten 43 Jahre "als Flucht und gleichzeitige Suche". Bereits mit 17 Jahren habe Dubnow seine Geburtsstadt verlassen, um das Jiddische, Hebräische, Jüdische, die Orthodoxie seines Großvaters und die miefigen Verhältnisse zu Hause hinter sich zu lassen, und statt dessen das Kosmopolitische zu suchen. In diesem ersten Band beschreibe Dubnow vor allem den "Einbruch der Moderne in das russische Judentum". Das Resümee Niewöhners: "Ein großer Gewinn für die Wissenschaft des Judentums und die europäische Geschichtswissenschaft."
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