Scott Bradfield

Gute Mädchen haben's schwer

Roman
Cover: Gute Mädchen haben's schwer
Ammann Verlag, Zürich 2005
ISBN 9783250600701
Gebunden, 293 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Manfred Allie. Delilah, kurz Lah, ist eine 19-jährige kaugummikauende Versuchung mit Hang zum schwarzen Witwentum, ein heißer Todeszellenfeger mit sehr langen Beinen und einer ebensolchen Anklageliste (Serienmord, Folter und Sexualverbrechen). Während Lah in Erwartung der Todesspritze im Frauengefängnis in Texas sitzt, umschwirren sie Wärter, Therapeuten und Polizeibeamte wie Motten das Licht. Es ist ihre letzte Chance, etwas von der verbotenen Frucht zu erhaschen, selbst wenn sie wissen, daß dieser Versuch ihr qualvolles Ende bedeuten könnte.Dabei findet Lah die Bezeichnung Serienmörderin völlig unpassend für ein gutes Mädchen wie sie, dem offensichtlich jedes Verbrechen angehängt werden soll, für das sonst kein Täter zur Stelle ist. Und außerdem esse sie keine Menschen, sie sei praktizierende Veganerin. Na also - harmlos wie Blaubeerkuchen. Lust ein Stück zu probieren? Es könnte das letzte sein.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 21.09.2005

Rezensent Carsten Hueck ist im Großen und Ganzen angetan von diesem neuen Roman des in London lebenden Amerikaners Scott Bradfield. Auch wenn Hueck die "Pointen matter" findet als beispielsweise in Bradfields Kurzgeschichtensammlung "Unzweifelhaft der Beste", lässt er sich zu dem enthusiastischen Befund hinreißen, dass "es Hoffnung für Amerika gibt, solange Bradfield schreibt". In diesem Roman über eine in einer Todeszelle einsitzenden Männermörderin arbeitet Bradfield nach Huecks Meinung vorzugsweise "mit Stereotypen", seine Motive bezieht er "aus Weltliteratur und Schundroman, aus den Mythen des amerikanischen Alltags und des Kinos" und unterzieht sie einer bösartig-humorigen Betrachtung: "Sardonisch charakterisiert er die neurotische Mischung von Egoismus, Sexismus, Populärpsychologie und vermeintlich positivem Denken."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 17.08.2005

Von London aus schreibend blicke der Autor durch das kalifornische Todeszellenfenster seines Romans auf den "klimatisierten Alptraum Amerika", skizziert Rezensent Carsten Hueck die Grundkonstellation von Bradfields jüngstem Roman. Und wie immer gebe sein satirischer Schwung kein Pardon und rechne auf ironisch-spielerische Weise ab mit der bigotten und moralisch-autoritären Gesellschaft, in der Bradfield dreißig Jahre gelebt habe. Ein "großer Moralist" sei da am Werk, annotiert Hueck, aber mit "Witz". Erzählt werde nämlich von den hormonellen und moralischen Verstrickungen, denen das männliche Strafvollzugspersonal sich ausgeliefert sieht, als es die gnadenlos gut aussehende Todeszellenkandidatin Delilah betreut. Wobei aparterweise offen bleibe, so Hueck, ob Delilah tatsächlich eine Mörderin oder nur die zuvorkommende und männerfreundliche Vegetarierin ist, als die sie erscheine. Wie bei einer griechischen Tragödie kitzele Bradfields Roman Jammer und Schauder hervor, gewichtet Rezensent Hueck sein Lob, also ein großes "Vergnügen".