Sarah Kirsch: Sämtliche GedichteDeutsche Verlags-Anstalt (DVA), München
2005
ISBN
9783421058652, Gebunden, 560Seiten, 19,90
EUR
Klappentext
Sarah Kirsch zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dichterinnen des 20. und des beginnenden 21. Jahrhunderts. Diese Ausgabe "Sämtlicher Gedichte" lädt zum Wiederlesen und zur Neuentdeckung ein: Vom gefeierten "Sarah-Sound" (Peter Hacks) der frühen Lyrik bis hin zu den jüngsten "Zeitansagen aus dem Norden" (NZZ).
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 16.04.2005
Schreiben und Schafzucht sind die zwei Hauptbeschäftigungen der Dichterin Sarah Kirsch, weiß der Rezensent Samuel Moser zu berichten. Und so spinnt der Rezensent die Metapher weiter und porträtiert die Dichterin, was gerade angesichts dieser Vergil mitdenkenden Naturlyrik passend erscheinen mag, als Schäferin inmitten ihrer "Wortherde", deren Einsamkeit den Grundtenor der Gedichte liefere. Doch auch wenn nicht gerade ein "glücklicher Mensch" diese Gedichte schreibt, so der Rezensent, so ist es doch eine "glückliche Dichterin". Glücklich, wegen ihrer innigen Naturbeziehung. In dem "mächtigen Strom", zu dem alle ihre Gedichte zusammenfließen, erkennt der Rezensent die Bedeutung dieser Lyrikerin. Doch sollte es einmal eine Prosa-Gesamtausgabe geben, so die Vermutung des Rezensenten, würde man eine "womöglich noch grössere Prosaistin" entdecken.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 16.04.2005
In Anbetracht der Darreichungsform dieses Bandes - keine Anmerkungen, keine Erläuterungen, keine Datumsangaben -, aus der ein im wahrsten Sinne des Wortes "zeitloses" lyrisches Gesamtwerk Sarah Kirschs hervorgeht, geht der Rezensent Hans-Herbert Räkel der Frage nach, wie sich die Bedeutung von Kirschs dichterischem Werk wandeln kann, je nachdem, welcher Generation der Leser angehört. Diese Frage stelle sich umso mehr, als sich Kirschs Lyrik zunächst in der Naturthematik zu erschöpfen scheine. Doch Kirschs poetische Arbeit bestehe ja gerade darin, jedes Wort zu "erwählen", es erst sinnfällig zu machen, und damit "das Stück Wirklichkeit, das dahintersteht" zu verändern. Und so liege für jene Generation, die die DDR erlebt habe, der Schatten der deutsch-deutschen Grenze "noch über dem harmlosesten Naturgedicht". Für neue Generationen hingegen, so der hoffnungsvolle Rezensent, sind Sarah Kirschs Gedichte "aufgebrochen zu neuen Ufern."
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.04.2005
Was bleibt Harald Hartung anderes übrig, als aus Anlass der "Sämtlichen Gedichte" noch einmal die dichterische Laufbahn der Sarah Kirsch nachzuvollziehen? Zur Edition gibt's nicht viel zu sagen: Vor ein paar Jahren erschien eine fünfbändige Werkausgabe, das vorliegende Buch ist eher "volkstümliche Leseausgabe", ohne "editorischen Ehrgeiz", dafür mit einem heiteren Aquarell der Dichterin auf dem Umschlag. Doch dass es der Daten der Einzelausgaben, die hier zusammengefasst sind, nicht bedürfe, dem widerspricht der Rezensent: Waren doch Kirschs Gedichte immer, auf ihre eigene und im zunehmenden Maße unterschwellige Art, mit der Geschichte, der deutsch-deutschen vor allem, verknüpft - vom ersten, 1967 erschienenen Band, in dem sie sogleich ihre eigene Stimme etablierte, bis zum neuesten, der kein Nachlassen erkennen lässt. Zum Glück des Lesers, findet Hartung, der sein Glas zum Siebzigsten der Dichterin erhebt: auf die "poetische Landschafterin", auf den knurrenden "Tiger im Regen", wie sie sich selbst bezeichnete, auf das "einmalige Amalgam von Zauberei und sachlicher Nüchternheit", das die Natur von der Idylle entzweit, dabei aber umso mehr ihre Schönheit betont.