Samuel M. Weber

Geld ist Zeit

Gedanken zu Kredit und Krise
Cover: Geld ist Zeit
Diaphanes Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783037340943
Kartoniert, 64 Seiten, 8,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Marion Picker. Samuel Webers Essay lässt sich von der Frage leiten, welche Logik einer Wirtschaft zugrunde liegen muss, die eine so umfassende, quasi-theologische Dimension erreicht, und er wird fündig bei einem der Gründerväter des modernen Kapitalismus amerikanischer Provenienz. In Benjamin Franklins berühmtem Diktum »Zeit ist Geld«, das dieser als »alter« Geschäftsmann dem »jungen« Kollegen als Ratschlag mit auf den Weg gibt, zeigt sich für Weber eine Gleichung, welche die gesamte Zirkulation von Geld und Werten formiert: Zeit ist Geld, aber nur, weil Geld als Tauschmedium notwendig Zeit ist; der Geldmarkt gründet auf einem zirkulären Prozess der Produktion und Selbst-Reproduktion des ewig Gleichen. Dieser Prozess kommt in einer weiteren Gleichung zum Ausdruck - dem zweiten, vergessenen und verdrängten Diktum Franklins: "Kredit ist Geld". Die Logik des Kapitalismus baut im Sinne des Wortes auf Kredit: dem Glauben der Investoren und Konsumenten an die Amortisierung der Schulden in der Rendite: "'Rendite'" ist "die kapitalistische Art von Profit als redemption - Rückzahlung, Tilgung und Erlösung."

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.01.2010

Verhalten äußert sich Rezensent Thomas Thiel zu Samuel Webers Essay über Kredit und Krise. Bevor er näher auf das Buch eingeht, reflektiert er - unter Rückgriff auf Carl Schmitt, Max Weber und Walter Benjamin - Analogien zwischen Religion und Kapitalismus religiöser und kapitalistischer Begrifflichkeit. Einen Ansatzpunkt des Autors sieht er dann auch in Benjamins Thesen über "Kapitalismus als Religion", mit deren Hilfe die amerikanische Konsumreligion und die Finanzkrise gedeutet werden. Thiel kann Weber allerdings nicht den Vorwurf ersparen, seine These zu schwächen, "indem er sich an entscheidenden Stellen auf die Sogkraft von Benjamins Sprache und Schmitts politische Theologie verlässt". Generell bleibt für ihn vieles offen und unklar, etwa die Frage, wie der Kapitalismus seine Mythen ausbildet. Insgesamt scheint ihm Webers Essay auch ein Beispiel dafür zu sein, wie "verstiegen" geisteswissenschaftliche Untersuchungen ausfallen können, wenn sie allzu bemüht tagesaktuell sein wollen.
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