Sabine Mainberger

Experiment Linie

Künste und ihre Wissenschaften um 1900
Cover: Experiment Linie
Kadmos Kulturverlag, Berlin 2009
ISBN 9783865990990
Gebunden, 368 Seiten, 26,90 EUR

Klappentext

Um 1900 ist die Linie ein Faszinosum. Die bildenden Künste loten sie aus und dynamisieren damit ihr Verhältnis zueinander sowie das zu Natur und Technik. Aber die Linie hat damals noch viele weitere Funktionen: Sie ist auch epistemologische Metapher, kulturkritischer Kampfbegriff, poetologisches Graphem, Gegenstand und Medium wissenschaftlicher Experimente, Spur kollektiver Erschütterungen, Epochensignatur, Vehikel interdisziplinären Forschens etc. Sie begegnet in wissenschaftlichen, philosophischen und literarischen Unternehmungen und transgrediert jeweils geltende Einteilungen und Dichotomien. Diese vielstrahlige Wirksamkeit verfolgt das Buch in einem komplexen interdisziplinären und intermedialen Beziehungsfeld.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 26.05.2010

Als informativ und detailliert lobt Oliver Pfohlmann Sabine Mainbergers Studie über die Faszination der Linie um 1900. Völlig zu Recht ziehe die Autorin neben künstlerischen Arbeiten auch kunsttheoretische, psychologische und literaturwissenschaftliche Schriften heran, um die neue Linienästhetik zu beleuchten, meint der Rezensent. Er wirkt dann aber doch ein wenig unzufrieden, dass die "tieferen Gründe" für die Liebe zur Linie, in seinen Augen nämlich Ausdruck des "modernen Maschinengeistes" und Bekenntnis zum Fortschritt, bei der Berliner Literaturwissenschaftlerin nicht näher beleuchtet werden. Zudem lässt er durchblicken, dass die Affinität zum Ornamentalen auch in den mäandernden Sätzen Mainbergers aufscheint, was die Lektüre erschwert, und sie sich zudem auch gern im "Dickicht vergessener Schriften" verliere. Da findet es Pfohlmann erhellender, wenn sich die Autorin wieder konkreten Beispielen zuwendet. Will H. Bradleys "The Serpentine Dance" zum Beispiel wird von Mainberger fesselnd als ironischer Kommentar zur neuen Linienbegeisterung interpretiert, wie der Rezensent lobt.