Roland Schimmelpfennig

An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts

Roman
Cover: An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2016
ISBN 9783100024701
Gebunden, 256 Seiten, 19,99 EUR

Klappentext

Der erste Roman von Deutschlands meistgespieltem Dramatiker. Nachts auf einer eisglatten Autobahn, achtzig Kilometer vor Berlin: Ein Tanklaster legt sich quer und kippt um. Auf dem Standstreifen, kurz im Blaulicht der Feuerwehr: ein einzelner Wolf. Bis Berlin reichen die Spuren des Wolfs, und sein Weg kreuzt sich immer wieder mit den Wegen und Schicksalen unterschiedlicher Menschen. Mit zwei Kindern, die von zu Hause weggelaufen sind und durch Wald und Stadt irren. Mit dem polnischen Bauarbeiter, der verzweifelt nach seiner Freundin sucht. Mit der Frau, die morgens auf dem Balkon die Tagebücher ihrer Mutter verbrennt. Wie in einem Schwarzweißfilm, in dem gelbes Winterfeuer flackert, ziehen die Bilder und Geschichten dieses Romans an uns vorbei. Sie erzählen vom Suchen und Verlorensein, von der Kälte unserer Zeit und der Sehnsucht nach einem anderen Leben. Ein Roman von großer visueller Kraft, dessen Poesie und Schönheit man sich nicht entziehen kann.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 17.03.2016

Rezensent David Hugendick ist furchtbar genervt von Roland Schimmelpfennigs Roman "An einem klaren, eiskalten Januarmorgen zu Beginn des 21. Jahrhunderts" und fragt sich, warum der wohl auf der Shortlist des Leipziger Buchpreises gelandet ist. Offensichtlich möchte Schimmelpfennig die "Kälte einer desillusionierten Gesellschaft" darstellen, erklärt der Rezensent. Hierzu fährt der Autor die abgegriffene Metapher der Winterlandschaft auf, lässt einen tristen Haufen verlorener Seelen und einen Wolf durch das kalte Berlin stapfen und beschreibt das alles in einer gezwungen schmucklosen Sprache, die letztendlich unfreiwillig komisch wirkt, fasst Hugendick verärgert zusammen, für den dieser Roman alle Mängel der deutschen Gegenwartsliteratur vereint.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 15.03.2016

Die beiden deutschen Dramatikern Nis-Momme Stockmann und Roland Schimmelpfennig veröffentlichen nicht nur zur gleichen Zeit ihr Romandebüt, sondern sie teilen sich auch den Hang zur Überinszenierung, konstatiert Rezensent Christopher Schmidt. Schimmelpfennigs modernes Großstadtmärchen erscheint dem Kritiker derart unterkühlt und überkontrolliert, dass er sich nicht für die Erzählung erwärmen kann. Zwar bemerkt der Rezensent durchaus die Absicht des Autors, die Kälte zwischen den Menschen in verschiedenen Milieus literarisch zu ergründen. Dennoch bleibt bei ihm nach der Lektüre leider nur der Eindruck von "Eiskonfekt-Prosa" mit "Hauptsatz-Manierismus".
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 12.03.2016

Roland Schimmelpfennigs Sprung vom Theater in die Belletristik ist geglückt, freut sich Katrin Bettina Müller, die sich dem Sog von Schimmelpfennigs Sprache auch ganz ohne Bühnenbilder hingeben konnte. Im Mittelpunkt des Geschehens steht eine "Bewegung des Streunens, die Unruhe, ein Aufbruch, der ohne Ankunft ist", erfahren wir von der Rezensentin: Die einzelnen Figuren und deren Bewegungen bleiben demnach erst bloß Details, verdichten sich im Fortschreiten aber zu einer Topografie. Das ist so gelungen, dass sich die Rezensentin selbst schon den Autor gut dabei vorstellen kann, wie er heimlich durch die Straßen Berlins streift und den Leuten die Sprache ablauscht. In dieser sprachlichen Geste liegt für die Kritikerin eine bemerkenswerte Anteilnahme, die um große Nähe zu den Figuren bemüht ist. Eine schöne, von der großen Imaginationskraft des Autors getragene Lektüre, schließt Müller ihre Rezension.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 09.03.2016

Nicht überrascht, aber doch gefangen von diesem Debütroman des Dramatikers Roland Schimmelpfennig ist Rezensentin Judith von Sternburg. Handlung ist hier schwer nachzuerzählen, es gibt offenbar verschiedene Erzählstränge, die von der polnischen Grenze bis nach Berlin reichen. Ein junges Paar, das sein Glück sucht, und ein Wolf spielen eine wichtige Rolle. So viel zu den Fakten. Schimmelpfennig schiebt sein Material munter hin und her, spielt damit, lässt die Dinge mal im Ungewissen, mal nicht - virtuos, das alles, meint Sternburg. Wenn er doch mal konkrete Informationen weitergeben will, schreibt er sie einfach "mit herrlicher Unbekümmertheit" hin. Der Roman ist für den Preis der Leipziger Buchmesse nominiert, teilt uns Sternburg noch mit. Sie hat offenbar keine Einwände.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.02.2016

Hin und wieder kann Rezensent Jan Wiele der Lakonie des Dramatikers Roland Schimmelpfennigs sogar etwas abgewinnen. Nur leider, meint Wiele, hat der Autor keine Kurzgeschichte über zwei Ausreißer aus Oder-Spree geschrieben, zu der das Episodische gut passen würde, sondern gleich einen ganzen Ausreißer-Berlin-Roman auf den Spuren von Döblin. Obwohl, Wiele ist sich da nicht so sicher. Denn was Schimmelpfennig an verkrachten Existenzen und verrückten Situationen auffährt, scheint ihm nicht mehr als teils überdramatisiertes Füllmaterial zu sein. Oft wirkt der Text auf ihn "herbeigeschrieben", voll schlichter und klischeehafter Sätze und Gedanken. Für den Rezensenten geht das Buch als szenische Fingerübung eines sehr erfolgreichen Dramatikers durch.
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