PaareRoman
Kiepenheuer und Witsch Verlag, Köln
2000
ISBN
9783462029253, Gebunden, 334Seiten, 20,40
EUR
Klappentext
Christina und Jens sind Anfang dreißig und könnten glücklich sein. Jens, Mathematiker an der Universität, hat gute Chancen auf einen angesehenen Lehrstuhl in den USA, Christina, eine Kunsthistorikerin, sehnt sich nach einem Kind. Sie könnten ihre Zukunft in Ruhe planen. Aber Christina hadert mit Jens, der sie betrügt, vor ihrem Kinderwunsch ausweicht und sich entzieht. Christina wirft sich vor, ihre Doktorarbeit nicht geschrieben zu haben und sich von Jens dominieren zu lassen. Christina begehrt auf und beginnt eine Therapie. Allmählich kommt sie zu sich, und als Jens beim Kurzurlaub in Holland plötzlich verschwindet, spitzen sich die Dinge zu. In seinem neuen Roman "Paare" wechselt Roland Koch zwischen Christinas Perspektive und Tagebuchaufzeichnungen von Jens, so dass das Typische dieser Ehe allmählich zu Tage tritt.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 14.10.2000
Kolja Mensing bezeichnet es in seiner kurzen Rezension als "schade", dass sich der Autor um seine Dialoge eine Romanhandlung gelegt hat, denn der "wahre deutsche Mittelstandsroman" unserer Zeit müsste seiner Ansicht nach ausschließlich aus Gesprächen bestehen, die sich um Alltäglichkeiten zwischen Kinderwunsch und ISDN-Anlage drehen, so wie das Gespräch, das er in seiner Kritik zitiert. Trotzdem wirkt er ganz zufrieden, wenn er meint, der Roman wirft mit dem an Updikes "Couples" erinnernden ambitionierten, wenngleich auch etwas "vermessenen" Titel einen "geweiteten Blick auf die engen Verhältnisse" in denen sich die Hauptfiguren bewegen.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 05.10.2000
Für Martin Ebel ist der Roman von Roland Koch schlicht "gescheitert", obwohl er hoffnungsvoll begonnen hatte. Koch erweise sich als guter Beobachter eines life style-Milieus, in dem existenzielle Fragen von stilistischen abgelöst worden sind. Doch ein paar kluge Sätze und Beobachtungen zu diesem Thema genügen Ebel nicht, zumal sie für ihn von der falschen Person geäußert werden. Dem Autor sei sein Kunstgriff, abwechselnd aus der intimen Perspektive der beiden Protagonisten zu erzählen, völlig misslungen. Er verteile die Trümpfe falsch und ungerecht, empört sich der Rezensent. Die Frau versammelt alle Pluspunkte, der Mann entpuppt sich als Ekel - was Ebel inhaltlich vielleicht noch hinnehmen würde, wäre es nicht auch noch mit schlechtem Stil verbunden. Letzteres empfindet der Rezensent endgültig als Verrat des Autors an seinen Figuren. Für ihn liefert der Roman "Die Identität" von Milan Kundera ein Beispiel dafür, dass eine solche Konstruktion der Doppelperspektive sehr wohl gelingen kann.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 16.09.2000
Überschwänglich lobt Jochen Schimmang diesen Roman, der von nicht weniger als der "tragikomischen Sehnsucht nach dem richtigen Leben" erzählt. Wie der Titel sagt, werden dabei mehrere Paare beobachtet. Für viele der Beteiligten kann man, glaubt man der Schilderung des Rezensenten, kaum Sympathien haben, aber hier liegt dann wohl genau die Kunst des Autors: trotz mancher unfreundlichen Schilderung möchte er "niemanden denunzieren"; noch bei den unangenehmsten Figuren empfinde man, so Schimmang, eher "teilnehmende Rührung". Dass dabei die glaubhafte Verbindung von "Zärtlichkeit, Erbarmen und Groteske" gelinge, belege nur: Roland Koch ist "einer unserer Besten".