Rita Bischof

Teleskopagen, wahlweise

Der literarische Surrealismus und das Bild
Cover: Teleskopagen, wahlweise
Vittorio Klostermann Verlag, Frankfurt am Main 2001
ISBN 9783465031574
Gebunden, 442 Seiten, 49,00 EUR

Klappentext

Die These, die diese Arbeit zu erweisen sucht, ist, dass der Surrealismus wie auch die anderen europäischen Avantgarden ihren Ursprung im Geist der modernen Lyrik finden. Die Emphase, die sie auf den Bildbegriff legten, widerspricht dem nicht, wird damit doch in erster Linie das Wortbild oder die verbale Anschauung akzentuiert: es geht um ein Bild, das zunächst nicht gesehen, sondern gehört und gelesen sein will, und erst in zweiter Linie auch um seine bildnerisch-plastischen Analogien sowie um mögliche Grenzüberschreitungen zwischen ihnen. Oberstes Kennzeichen dieses Bildes ist, dass es eine polare Struktur besitzt, die wie ein Schnitt durch das menschliche Auge wirkt. Lautreamont hatte in seinen "Chants de Maldoror" die Schönheit der "unvermuteten Begegnung eines Regenschirms und einer Nähmaschine auf einem Seziertisch" gepriesen und damit das Paradigma für das formuliert, was hier in Rede steht, nämlich: frontale Zusammenstöße, Teleskopagen eben.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 02.03.2002

Rita Bischof sucht in ihrer Studie über den literarische Surrealismus die Theorien der Surrealisten zu rehabilitieren. Ein Versuch, den der Rezensent Alexander Kissler prinzipiell mit Wohlwollen, im Detail aber durchaus kritisch betrachtet. Trotz zahlreicher Attacken gegen eine ihrer Meinung nach "geschwätzige, besserwisserische, oberflächliche Sekundärliteratur" gelingt Bischof nach Ansicht des Rezensenten nicht immer der Nachweis, dass die theoretischen Reflexionen der Surrealisten etwa im Hinblick auf ihren Politikbegriff ebenso bedeutend waren ihre Poesie. Zwar gibt der Rezensent der Autorin recht, wenn sie beispielsweise hervorhebt, dass die Surrealisten "lange vor Foucault das Problem totaler Institutionen erkannten und das Programm der Anti- Psychiatrie vorwegnahmen". Die von der Autorin behauptete Aktualität des surrealistischen Politikbegriffs hält der Rezensent indes für "kaum nachvollziehbar", erblickt er darin doch eher ein "Gemisch aus unreifen Ideen und diktatorischer Praxis". Nichtsdestoweniger findet der Rezensent auch lobende Worte für Bischofs Buch: insgesamt biete es nämlich eine "Fülle kluger Gedanken und überraschender Bezüge".
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