Herbst in der HoseRowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
2017
ISBN
9783498035754, Gebunden, 176Seiten, 22,95
EUR
Klappentext
Konrad und Paul sind in den Wechseljahren oder, wie es hier hübsch euphemistisch heißt, in der 'Andropause'. Auch Männer werden eben älter, sogar schwule.
Ausgerechnet Paul Niemöser passiert völlig unvorhergesehen die Tragödie schlechthin: Er wird älter! Ab seinem 48. Lebensjahr schlägt die Andropause gnadenlos zu, und auch seine Freunde jammern und greinen. Dass die Sehkraft nachlässt und die Haare grau werden, mag noch angehen, aber bei Störungen der Libido hört der Spaß auf! Und so sitzen die gedemütigten Mannsbilder auf rückenfreundlichen Sofapolstern und sprechen sich gegenseitig Trost zu, während der Testosteronpegel allmählich abnimmt... und abnimmt... und abnimmt. Wäre das Thema 'Klimakterium virile' nicht so deprimierend, man könnte darüber lachen. Aber altersbedingte Symptome wie die Verringerung des Hodenvolumens sind nun wirklich kein bisschen komisch!
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 26.07.2017
Ralf König schaffte und schafft, was wenigen Subkultur-Künstlern gelingt, freut sich Rezensent Christoph Haas: er entgeht immer wieder der Gefahr des Eskapismus in die subkulturelle "exklusive Kuschelzone" und verliert nie den Blick fürs große Ganze, und das, obwohl Königs eigene Homosexualität seit je her im Zentrum seiner Comics steht, die er jedoch immer wieder aus einem anderen Blickwinkel und unter anderen Vorzeichen betrachtet. In seinem neusten Comic geht es nun schließlich um das Altern, die ersten schleichenden Anzeichen, den Kampf dagegen und schließlich die Kapitulation, lesen wir. Doch König ergibt sich bei diesem schwierigen Thema nie der Sentimentalität oder Larmoyanz, sondern erfrischt mit Sarkasmus und raubeinigem Humor unter dem jedoch auch die fein gestreuten zurückhaltenden, nachdenklicheren Töne nicht verloren gehen, lobt der Rezensent.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 04.07.2017
Würdige Gegner des Alters entdeckt Christian Bartel in Ralf Königs episodischer Comicerzählung um die beiden nunmehr bald im Rentenalter angekommenen Knollnasenhelden Paul und Konrad. Die anhaltende Lebensgier Pauls findet Bartel stilsicher inszeniert. Außerdem begegnet der Autor dem Alter mit minimalistischem Strich und trockenem Witz, meint der Rezensent. Insofern also kein Nierdergang, findet er. Dass hinter den mal melancholischen, mal komischen Einlassungen zu Erektionsstörungen und Schrumpfhoden auch eine Liebesgeschichte steckt, nimmt Bartel umso mehr für den Band ein.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 24.06.2017
Andreas Platthaus freut sich über ein Wiedersehen mit Ralf Königs Helden Konrad und Paul. Dass das schwule Paar seit den neunziger Jahre in die Jahre gekommen ist, hat Platthaus schon vermutet. Dass es in der alternden Szene so wild, witzig und ernst zugehen würde, hätte er nicht gedacht. Wild allerdings nicht im alten exzessiven Sinne, sondern anders. Dennoch: Königs Helden scheinen Kilb noch jung genug, genau wie Königs rasantes filmisches Erzählen, dass hier allerdings um elegische und stille Momente bereichert wird, wie der Rezensent feststellt. Die Figuren scheinen ihm zwar karikaturesk überspitzt gezeichnet, aber eben auch immer wieder psychologisch fein erfasst.