Im Land des ApfelbaumsGedichte und Prosa aus den Kölner Jahren 1962/63
SchirmerGraf Verlag, München
2005
ISBN
9783865550194, Gebunden, 192Seiten, 19,80
EUR
Klappentext
Herausgegeben von Juliane Lorenz und Daniel Kletke. Rainer Werner Fassbinder, würde am 31. Mai 2005 sechzig Jahre alt werden. Aus diesem Anlass erscheinen erstmals die Gedichte und Prosastücke, die er als Sechzehnjähriger im Kölner Exil geschrieben hat.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 24.08.2005
Aufmerksam hat Dorothea Dieckmann die Aufzeichnungen und Bilder des jugendlichen Rainer Werner Fassbinder gelesen und erkennt darin nicht nur ein Sprachrohr für alle verwirrten und ungestümen Teenager, sondern das überdauernde "Genie" des 1982 verstorbenen Regisseurs. Das von Juliane Lorenz, Leiterin der Fassbinder-Foundation, und Daniel Kletke herausgegebene Buch enthält zwei Hefte, die Fassbinder mit 16 und 17 Jahren als Weihnachtsgeschenk für seine Mutter aufwändig zusammengestellt und illustriert hat. Hefte, wie wir lesen, voller Wut, Rebellion, Trauer und Liebe. Die Rezensentin ist nachsichtig gegenüber den unsauberen Versmaßen und "verunglückten Bildern" und ahnt die Motive der zukünftigen Werke des Pubertierenden, findet aber am Ende "doch nur das Erwartete: das 'Noch-nicht' eines vollen jugendlichen Herzens". Aber trotz dieser Erkenntnis ist dieses Buch nicht nur ein weiteres Objekt für den Altar aller Fassbinder-Anhänger, betont Dieckmann. Ganz im Gegenteil, erfährt sie nämlich etwas über "die Entstehung der Kunst diesseits von Literaturinstitutionen" und ist, abgesehen von Susan Sontags Vorwort rundum zufrieden.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 08.06.2005
Rezensent Daniel Kothenschulte fragt sich vor der Lektüre dieser frühen Gedichte und kurzen Texte Rainer Werner Fassbinders, ob es überhaupt Sinn macht, sich mit einem Frühwerk zu beschäftigen, das eigentlich, bei einer "vernünftigen" Lebenserwartung, nur der Auftakt zu etwas weit Bedeutenderem gewesen wäre. Die Lektüre des 17/18-jährigen Fassbinders lohne sich aber dann doch, auch wenn es sich um "Pennälerlyrik" handele. Denn der spätere Regisseur sei darin durchaus schon zu erkennen: Kothenschulte erspäht auch in diesen Texten die "real existierende Melodramatik", mit denen der Filmemacher Jahre später sein Publikum aus dem "coolen Spätmodernismus" aufschrecken wollte.