Das Vermächtnis der SeidenraupenGeschichte einer Familie
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main
2016
ISBN
9783100025357, Gebunden, 576Seiten, 25,00
EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Luis Ruby. Die Lebensgeschichte von Hugo Simon, Wegbegleiter von Samuel Fischer und Thomas Mann. Als Rafael Cardoso zufällig auf Briefe und Dokumente seines Urgroßvaters stößt, ist seine Neugierde geweckt. Wer war Hugo Simon? Seine Nachforschungen führen ihn von São Paulo nach Berlin, wo er dem Familiengeheimnis auf die Spur kommt: Hugo Simon war nicht nur Bankier in der Weimarer Republik, er war auch enger Berater von Samuel Fischer, Besitzer von Munchs "Der Schrei"; Albert Einstein ging bei ihm ein und aus, Alfred Döblin verewigte den Freund in einem Roman. Rafael Cardoso verfolgt die schillernde Biografie seines Urgroßvaters bis zu dessen Exil in Brasilien und lässt - ganz nah an der Geschichte und ihren Protagonisten - jüdisch-europäisches Leben im 20. Jahrhundert auferstehen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.04.2017
Rezensent Hans Christoph Buch berichtet von der Entstehungsgeschichte des Romans von Rafael Cardoso. Dass der brasilianische Autor ein Romanfragment eines seiner deutschen Vorfahren entdeckte und davon inspiriert wurde, die zwischen dem Deutschland der Weimarer Republik und Brasilien weit verzweigte Geschichte seiner jüdischen Familie zu erzählen, hält Buch für einen Glücksfall. Cardosos Distanz zu Deutschland scheint ihm dafür zu sorgen, dass die Mischung aus Fiktion und Fakten aufgeht, ohne beliebig zu werden, und die Lektüre spannend und aufschlussreich wird. Die Wissenslücken seiner brasilianischen bzw. deutschen Leser kann der Autor gekonnt füllen, meint Buch.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 17.01.2017
Maike Albath seufzt: Was für ein Potential hätte dieser Roman gehabt! Der brasilianische Schriftsteller Rafael Cardoso fand der Kritikerin zufolge in einem Koffer Briefe, Fotografien und Dokumente seines Urgroßvaters, dem umschwärmten Kunstsammler Hugo Simon, der Künstler wie George Grosz, Lyonel Feininger oder Oskar Kokoschka förderte, bis er 1933 über Paris nach Brasilien emigrierte, wo er schließlich eine Seidenraupenzucht gründete. Wenn Cardoso die Geschichte des Urgroßvaters, den er nur aus Familienanekdoten kannte, in Tableaus und Momentaufnahmen historisch konstruiert, bemängelt Albath nicht nur die "konventionelle" Erzählweise und die "durchschnittliche" Sprache, sondern bekommt auch den Eindruck von "Kulissenschieberei". Das üppige Personenverzeichnis und die Bibliografie, die etwa Kesslers Tagebücher oder Joseph Roths Feuilletons umfasst, findet Albath allerdings spannend.