Die Bradshaw-VariationenRoman
Rowohlt Verlag, Reinbek bei Hamburg
2011
ISBN
9783498009342, Gebunden, 288Seiten, 19,95
EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Sabine Hedinger. Ein Jahr im Leben der Familie Bradshaw - drei Generationen, Brüder, Ehepaare mit Kindern. Und unter ihnen eine junge Frau, die mit ihrem Mann die Rollen tauscht, bis dramatische Verwicklungen sie einholen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.08.2012
Talent und Text sind meilenweit voneinander entfernt, meint Thomas Leuchtenmüller angesichts dieses 2009 im englischen Original erschienenen Romans der preisgekrönten Autorin Rachel Cusk. Eigentlich nämlich vermag Cusk Seelenlagen, wie Frustration, Schmerz und Eifersucht glanzvoll darzustellen. Dem von Spannungen überschatteten Dasein der in diesem Buch porträtierten Familie aber scheint die Autorin zu viel aufzubürden. Nichts gegen die Sezierung des Innenlebens der einzelnen Familienmitglieder. Die gelingt laut Leuchtenmüller mit einem Sinn dafür, dass die restlose Sektion gar nicht möglich ist. Doch stereotype Landschafts- und Personenbeschreibungen zerstören das Bild für ihn. Desgleichen überflüssige Gedanken zu Musik, Literatur und Kunst und die auf den Rezensenten bemüht wirkenden Anknüpfungsversuche an Bachs Goldberg-Variationen (bis in die Kapiteleinteilung). Für Leuchtenmüller ein gutes Beispiel für den alten Leitsatz, demzufolge weniger auch mal mehr sein kann.
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 03.12.2011
Nach der Lektüre von Rachel Cusks neuem Roman "Die Bradshaw-Variationen" ist Rezensent Ulrich Rüdenauer einmal mehr von ihrem "großen Talent" überzeugt. Gewohnt feinsinnig und mit herausragendem Sprachgefühl werfe die Autorin einen unbestechlichen Blick auf die Lebenslügen ihrer gesättigten und am Alltag resignierenden Protagonisten. Dem Kritiker begegnet hier etwa Thomas Bradshaw, ein Familienvater, der sich seine momentane Job-Auszeit mit Klavierunterricht bei einem schwulen Pianisten versüßt. Oder Claudia, Thomas' Schwägerin, die sich einbildet, ihre Selbstaufopferung für die Familie habe sie an einer großen Kunstkarriere gehindert. Cusk schildere ihre Figuren, die auf der Suche nach der (Lebens-)Kunst immer wieder an der Distanz zwischen Selbst- und Fremdbild scheitern, mit subtilem Witz und "beängstigender Präzision", bleibe dabei jedoch stets auf Augenhöhe mit ihren Protagonisten, lobt der eingenommene Rezensent.