Schwarze Götter im ExilVerlag Das Wunderhorn, Heidelberg
2004
ISBN
9783884232231, Gebunden, 352Seiten, 49,90
EUR
Klappentext
Aus dem brasilianischen Portugiesisch von Margrit Klingler-Clavijo. Aus dem Französischen von Beate Thill. Mit einem Grußwort von Christina Weiss. Mit 382 Abbildungen. Trotz Zwangskatholisierung gehören Götterkulte wie Candomble, Voudou und Santeria überall zum gesellschaftlichen Leben der afro-amerikanischen Völker. Kein Fotograf des 20. Jahrhunderts hat diese kulturelle Verbindung zwischen Afrika, Europa und Amerika so umfangreich erforscht und dokumentiert wie der französische Ethnologe, Reporter und Fotograf Pierre Verger, der von 1946 bis zu seinem Tod 1996 in Brasilien lebte.
Seine Bilder für diverse europäische und brasilianische Zeitungen aber auch seine wissenschaftlichen Arbeiten trugen wesentlich zum Selbstverständnis der multiethnischen Gesellschaften im transatlantischen Dreieck bei und beeinflussten eine ganze Generation von Künstlern, Literaten und Wissenschaftlern. Verger hat 62.000 Fotografien hinterlassen. Sie sind einzigartige zeit- und mediengeschichtliche Dokumente. Dieses Buch ist die erste Veröffentlichung seiner Arbeiten in Deutschland. Mit einem ausführlichen Textteil zu Leben und Werk des Künstlers.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 25.06.2005
Faszinierend findet Rezensent Martin Zähringer diesen Band mit Fotografien von Pierre Verger (1902 - 1996), der für seine Forschungen zu den afrikanischen Orixa-Kulten in Ethnologenkreisen berühmt wurde. Wie Zähringer berichtet, schrieb Verger im Alter von über 60 Jahren eine Doktorarbeit über den schwarzafrikanischen Sklavenhandels, die eine systematische Erforschung jener schwarzen Kulturen eröffnete, die heute unter dem Begriff "Black Atlantic" diskutiert werden. Als Ethnograph und Schreibender war Verger nach Einschätzung Zähringer "relativ konventionell", als Fotograf aber ein "Künstler von eigenem Format." Noch bevor die Ethnologen diesen Begriff prägten, habe er eine sensible Haltung teilnehmender Beobachtung praktiziert. Zähringer führt in diesem Zusammenhand insbesondere Vergers "unkonventionellen und natürlich provokativen Hang zur Untersicht" an und lobt die "besondere Sensibilität für die Darstellung fremder Menschen und Kulturen". Vergers subjektive Kamera habe schon sehr früh eine Dekonstruktion und Ablösung des weißen, kolonialistisch gestützten Objektivismus verwirklicht.