Das verkehrte BildInversion als bildnerische Strategie
Aschenbeck und Holstein Verlag, Berlin
2004
ISBN
9783932292552, Gebunden, 408Seiten, 29,80
EUR
Klappentext
Zahlreiche, teilweise sehr prominente Künstler (Rodin, Malewitsch, Leger, Klee, Dali, Max Ernst, Pollock, Chagall, Duchamp, Rauschenberg, Warhol, Nauman, Polke u.s.w. - und natürlich Baselitz) haben sich mit dem Phänomen des verkehrten Bildes auseinandergesetzt. Während seine Wurzeln und Voraussetzungen weit zurück bis in die Antike und bis ins Mittelalter reichen - bedeutende Beiträge liefert auch der Manierismus - hat das Phänomen des inversiven Bildes in der Gegenwart eine bisher ungeahnte Brisanz erhalten. Nicht nur erstrecken sich seine Möglichkeiten heute auch auf Skulptur und sogar auf die Architektur. Besonders in der Werbung und in den Medien ist es geradezu inflationär verbreitet. Ein neues Potential ist ihm schließlich im Zeitalter seiner elektronischen Alltäglichkeit zugewachsen. Mit seiner Ubiquität ändert sich jedoch auch sein traditioneller Wertbezug in signifikanter Weise.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 14.03.2005
Zunächst klingt das Urteil Werner Hofmanns hart: Keinen Klassiker hat Peter Springer mit seinem Buch "Das verkehrte Bild" geschaffen, in dem er das Thema "Inversion als bildnerische Strategie" in verschiedenen kurzen Essays ("etwa fünf Dutzend" hat Hofmann gezählt) angeht. Doch dann lässt der Rezensent Milde walten: Bewusst verzichtet Springer seiner Ansicht nach auf den Klassikerrang. Ihm geht es vor allem um einen schwebend-versuchsweisen Zugang zu der Materie, um eine Leichthändigkeit des Denkens. Das findet Hofmann "sympathisch", auch wenn er sich nicht enthalten kann festzustellen, dass durch dieses Verfahren der Eindruck eines wahllosen Griffs ins "Allerlei vieler Schaufenster" und eines "Kuriositätenladens" entsteht. Vieles kunstgeschichtlich Relevante übersieht Springer, kritisiert Hofmann, aber gleichwohl kenne der Autor sich in seiner Materie vorzüglich aus. Es geht in "Das verkehrte Bild" um Gaudi, Gijsbrechts und Polke, um Duchamps Urinoir, die Camera obscura und graphologische Methoden. Zwar vermisst er ein übergeordnetes Gliederungsprinzip des Buches, aber vielleicht, so sinniert der Rezensent, ist auch gerade die "polyfokale Abfolge schneller Blickpunktwechsel" das Erfolgsrezept für das Sachbuch der Zukunft? "Das Angebot ist faszinierend, die Sprache klar und flüssig, Instrument eines geistvollen Kopfes, der mehrdimensional und gegen den Strich denkt." Neue Wahrnehmungsmöglichkeiten würden dem Leser erschlossen, und auch wenn Hofmann sich mit diesem Fazit schwer tut (siehe die vermaledeiten Druckfehler): "ein rundum fesselndes, kurzweiliges Lesevergnügen", das er, en passant, gar in die Nähe von Gombrichs "Kunst und Illusion" rückt.