Peter Abaelard

Scito te ipsum (Ethica). Erkenne dich selbst

Lateinisch-Deutsch
Cover: Scito te ipsum (Ethica). Erkenne dich selbst
Felix Meiner Verlag, Hamburg 2006
ISBN 9783787317769
Gebunden, 178 Seiten, 34,80 EUR

Klappentext

Übersetzt und herausgegeben von Philipp Steger. In dieser zwischen 1135 und 1139 verfassten Schrift, der er zwei Titel gab: Ethica oder Scito te ipsum (Erkenne dich selbst), erörtert Abaelard die Frage nach dem Guten und dem Bösen, vor allem aber erstmals die Bedeutung des Gewissens für die Selbstbestimmung des Menschen. Er unterscheidet zwischen der Schwäche des Menschen, die durch Selbstbeherrschung überwunden werden kann, und der Sünde, die darin besteht, sich den eigenen Schwächen zu unterwerfen. Seine These, das Gewissen sei die oberste Instanz der Moral und die Moralität oder Verwerflichkeit einer Handlung bestimme sich daher aus der Gesinnung des Handelnden, führte ihn zu der Folgerung, daß derjenige, der böse handelt, ohne es doch selbst zu wissen, dadurch noch nicht schuldig wird - sondern erst dann, wenn er entgegen besserer Einsicht, die ihm aufgegeben und möglich ist, das Böse wählt. Diese Behauptung stieß bei den Zeitgenossen und der Kirche auf Kritik und führte (neben anderen Punkten seiner theologischen Lehre) zur Verurteilung Abaelards auf dem Konzil von Sens (1141); wirkungsgeschichtlich gewann sie gleichwohl große Kraft und Bedeutung, da durch diesen Gedanken die überkommene Doxa, allein der Verstoß gegen moralisch geltende Regeln gebe den Maßstab dafür ab, ein Individuum der Sünde zu bezichtigen, dahingehend zu relativieren, daß nur der sich schuldig macht, der auch wusste, daß er eine Verfehlung begeht. Aus diesem Grund zählt die Schrift zu den bedeutendsten Werken der Weltliteratur. Die Ausgabe präsentiert sie erstmalig in einer vollständigen deutschen Übersetzung.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 05.08.2006

Recht lang lässt der Rezensent Kurt Flasch sich ein auf die Fortschritte der Herausgabe mittelalterlicher Denker in Deutschland. Endlich habe man die Fixierung auf Thomas von Aquin aufgegeben, mit der Veröffentlichung auch arabischer Autoren in deutscher Übersetzung seien nun längst überfällige Durchbrüche gelungen. Diese Vorrede hat einen guten, vielmehr schlechten Grund: Flasch findet Philipp Stengers Übersetzung von Peter Abaelards "Ethica" ganz misslungen. Er schreibt: "voller flotter Eigenwilligkeiten", meint aber, daran ist wenig Zweifel: voller Fehler. Auch das Vorwort des Übersetzers gefällt ihm gar nicht, es scheint ihm selbstgefällig und überlang. Süffisant schließt der Rezensent, dass, wer mit dieser Übersetzung viel anfangen wolle, erst einmal Latein verstehen müsse, um die "Originalität" Stengers würdigen zu können.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de