Perry Anderson

Nach Atatürk

Die Türken, ihr Staat und Europa
Cover: Nach Atatürk
Berenberg Verlag, Berlin 2009
ISBN 9783937834313
Gebunden, 184 Seiten, 19,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Joachim Kalka. Perry Andersons kritische Beschreibung der Türkei von 1900 bis heute zeigt, welchen Risiken und Versuchungen die türkische Gesellschaft ausgesetzt ist und wie sorglos Europas Politiker damit umgehen. Der autoritäre Staat ist geblieben: Minderheiten gelten als Bedrohung, Demokratie ist mal erlaubt, mal verboten, Nordzypern bleibt besetzt, und überall im Land stehen die Denkmäler der Initiatoren des armenischen Völkermords. Kemals Reformen haben ein modernes Land hervorgebracht, aber den islamischen Konsens nie angetastet. Die Türken sind längst in Europa. Ihr Staat noch nicht.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 01.08.2009

Sehr eingenommen ist der Hannoveraner Soziologe Detlev Claussen für Perry Andersons Essay "Nach Atatürk - Die Türken, ihr Staat und Europa". Er schätzt den Autor als einen Vertreter der britischen neuen Linken, der mit seinen exzellenten Studien vom Absolutismus bis zum "westlichen Marxismus" seit den sechziger Jahren immer wieder "Meilensteine" vorgelegt habe. Im vorliegenden Essay sieht er die Entstehung der Konflikte im östlichen Mittelmeerraum im Zentrum und die Rolle Zyperns beim Zusammenwachsen Europas. Dabei attestiert er dem Autor, eine "Fülle des Wissens" einzubringen, die der Öffentlichkeit fehle. Anderson gelinge es, die Komplexität des Konflikts zu beschreiben. Verdienstvoll scheint Clausen vor allem, dass Anderson auf kaum wahrgenomme Forschungsarbeiten von kritischen Türken wie Taner Akcam zum Völkermord an den Armeniern aufmerksam macht.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 18.04.2009

Rezensent Gustav Seibt ist höchst erfreut darüber, dass Perry Andersons Abhandlungen zur Türkei nun in deutscher Übersetzung vorliegen. Die Essays des britischen Historikers zeichnen sich für ihn durch ihren Stil aus, den er als "trocken, scharfzüngig, witzig" lobt. Aber auch inhaltlich haben ihn die Texte völlig überzeugt. Auch wenn er in dem Band keine definitive Antwort auf die Frage findet, ob die Türkei nun in die Europäische Union aufgenommen werden soll oder nicht, scheinen ihm die klugen Analysen des Autors überaus aufschlussreich. Er hebt die Ausführungen über die Säkularisierung des Staats durch Atatürk, die relative Stabilität der türkischen Demokratie, die Rolle der Religion hervor. Die Europatauglichkeit der Türkei sehe Anderson nicht durch den Islam in Frage gestellt, sondern durch die Minderheitenprobleme des Landes und den ungelösten Zypernkonflikt. Mit hohem Lob bedenkt er in diesem Zusammenhang den Essay über die Entstehung dieses Konflikts, für ihn ein Text von "atemberaubender Kraft". Gefallen haben Seibt nicht zuletzt die spöttischen Anmerkungen Andersons über die EU.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de