Der Untergang der EssexDie Hanse Verlag, Hamburg
2000
ISBN
9783434525653, Gebunden, 150Seiten, 18,41
EUR
Klappentext
Herausgegeben von Iola Haverstick und Betty Shepard. Mit einer Einleitung von Gary Kinder. Aus dem Englischen von Michael Benthack. Am Morgen des 20. November 1820 erfährt die Geschichte des Walfangs einen entscheidenden Wendepunkt: Zum ersten Mal greift ein Wal zur Gegenwehr und rammt die `Essex`, die Jagd auf ihn macht. Drei Tage versucht die Mannschaft, das Schiff zu halten, dann retten sie sich in die Boote. Die `Essex` sinkt, die nächste Festlandküste liegt über 1000 Seemeilen entfernt. Nur fünf der 20 Besatzungsmitglieder können - Monate später - lebend aus den Booten geborgen werden. Einer davon ist Owen Chase. Stephan, der sechzehnjährige Sohn Chases, erzählt dem jungen Herman Melville die Geschichte seines Vaters und drückt ihm dessen Buch in die Hand. 1851 verfasst Melville den Roman `Moby Dick`.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20.11.2000
Drei Bücher zu einem Thema bespricht Milos Vec in seiner Sammelrezension. In je unterschiedlicher Weise befassen sie sich mit einem Ereignis des Jahres 1820: dem Untergang des Walfängers Essex durch den Angriff eines Wals - ein Vorfall, der auch Hermann Melvilles Roman "Moby Dick" zugrunde lag.
1) Owen Chase "Der Untergang der Essex".
Als eher trockenes Brot des Erlebnisberichts beschreibt Milos Vec diesen sehr bald nach der Rettung entstandenen Text des Obermaats der Essex. Auch ein Ghostwriter habe daraus keine Literatur machen können, es bleibe bei der "spröden Aneinanderreihung der Tatsachen" - seinen Reiz hat es, so Vec, dennoch, und zwar im Vorauswissen des Lesers um die tragische Wendung, die die Ereignisse nehmen werden. .
2) Nathaniel Philbrick "Im Herzen der See".
Nathaniel Philbrick nähert sich dem historischen Ereignis mit Geist und Instrumentarium des Wissenschaftlers, der es ganz genau wissen will. Sozialpsychologie, so Vec, kommt ebenso zum Einsatz wie der Abgleich mit schrecklichen Hungerexperimenten der Amerikaner. Zwar sei Philbrick nur "der akkurate Buchhalter" des dramatischen Geschehens, dennoch sind seine Verdienste, wie der Rezensent feststellt, beträchtlich. Neue Quellen hat er ebenso gefunden wie es ihm gelingt, ein "dichtes, wissenschaftlich fundiertes Panorama" zu verfassen. .
3) Tim Severin "Der weiße Gott des Meeres".
Kein perfektes Buch, so der Rezensent, aber ein grandioses. Man darf sich nur durch die sich "in ihrer Einfalt überbietenden theoretisierenden Leitfragen" nicht stören lassen, denn dafür hat Severin unbestreitbare Qualitäten auf anderen Gebieten: er kann erzählen, "unvergleichliche Bilder" finden und "mit Detailschilderungen großartig fesseln" und nähert sich, so Milos Vec, in der "sakralen Überhöhung" des Wals beinahe sogar dem großen Hermann Melville. Erkennbar werde in seiner Darstellung auch die Stärke der Metapher, zu der das Unglück der Essex wird: es geht um die Umkehrung der Rollen von Jäger und Gejagtem, um das Zurückschlagen der ausgebeuteten Natur.