Sorge um die VernunftHans Blumenbergs phänomenologische Anthropologie
Mentis Verlag, Paderborn
2005
ISBN
9783897854321, Kartoniert, 426Seiten, 54,00
EUR
Klappentext
In diesem Buch wird erstmals der Versuch unternommen, der Vielfalt des Blumenberg'schen Denkens gerecht zu werden, indem zum einen alle Schriften - auch unbekannte Aufsätze, die Dissertation und Habilitationsschrift - zu Rate gezogen werden und indem zum anderen über einen kulturanthropologischen Ansatz eine durchgehende Fragestellung im ausufernden Werk Blumenbergs verfolgt wird. Blumenberg wurde des Öfteren kritisiert, dass er zu rhapsodisch und unsystematisch schreibe und dass seinen Schriften ein tragfähiges Fundament fehle. Oliver Müller geht diesem Vorwurf nach und untersucht, auf welchen Säulen Blumenbergs Denken ruht und an welchen Stellen diese Säulen baufällig sind. Dabei zeigt er einerseits, dass Blumenberg - dessen Denken in den metaphysischen Ruinen nach dem Zweiten Weltkrieg einsetzt - nur vor dem Hintergrund von Husserls und Heideggers Philosophie zu verstehen ist. Andererseits macht Müller deutlich, inwiefern Blumenberg seine Philosophie an die Philosophische Anthropologie, vor allem an Cassirer und Gehlen, anschliesst - was bei Blumenbergs Denken eine sorgfältige Rekonstruktionsarbeit verlangt.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 21.02.2006
Gelungen findet Ralf Konersmann diese "kluge Führung durch die Gedankenwelt Hans Blumenbergs", die Oliver Müller vorgelegt hat. Er würdigt die "große Kennerschaft" des Autors sowie sein "beeindruckendes Augenmaß". Im Zentrum der Arbeit rückt nach Konersmanns Ansicht Blumenbergs Formel von der "Sorge um die Vernunft", die auf das Vorhaben der vernünftigen Vernunftkritik zurückgreife und es durch die Frage nach der Weltstellung des Menschen pointiere. Müllers Stärke sieht Konersmann darin, Blumenbergs "Lebensthemen" auch "in feinsten Nuancierungen zu erfassen". Dem Autor gelinge es, die diversen Betätigungsfelder des Philosophen - Phänomenologie, Hermeneutik, Rhetorik, Metaphorologie, Anthropologie - darzustellen, "ohne ungebührlich zu verkürzen". Als originell wertet Konersmann insbesondere die These, Blumenbergs Lebenswerk in der Nachfolge der "Davoser Disputation", also des philosophischen Streits, den Martin Heidegger und Ernst Cassirer im Frühjahr 1929 in Davos austrugen, zu lesen.