Die Königin ist totRoman
Carl Hanser Verlag, München
2012
ISBN
9783552055780, Gebunden, 224Seiten, 18,90
EUR
Klappentext
USA, nahe Zukunft: Eine ehrgeizige junge Europäerin sucht den gesellschaftlichen Aufstieg und findet ihn in der Heirat mit dem älteren und steinreichen Medientycoon Basil Duncan. Sie nennt sich Lilly, wird Mutter, lebt in einem noblen Haus und berauscht sich am scheinbar grenzenlosen Einfluss ihres Ehemannes. Für Duncan wird das Idyll allerdings bald schal. Er beschließt, Lilly zu ersetzen - und sie gesittet und geregelt an Alexander, seinen Stellvertreter, weiterzugeben. Doch Lilly und Alexander schmieden einen folgenschweren Plan ...
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 29.12.2012
Rezensentin Maja Beckers hat gut Schmunzeln bei dieser in der Chefetage eines großen Fernsehsenders angesiedelten "Macbeth"-Variante, die sich Shakespeares Vorlage "bis in kleine Details" verpflichtet zeigt. Dabei sind es nicht nur die Zitate und Allusionen, die die Rezensentin entzücken, sondern auch die literarische Form, die erst fragmentarisch (dabei aber erstaunlich effektiv und nachvollziehbar, entwarnt die Rezensentin), später dann geschlossener konzipiert ist. Auch Flors Sprache - "technisch" klipp und klar zwar, was der Schilderung von Emotionen indessen gute Dienste leistet, staunt die Rezensentin - stößt auf positive Resonanz, sowie schlussendlich der sozialkritische Gestus der Geschichte.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 18.12.2012
Als ein Buch über Rache, das die nötige Eiseskälte, auch im Stil, mitbringt, bezeichnet Julia Bähr den an Shakespeares "Macbeth" angelehnten Roman von Olga Flor. Ins Hypermoderne transferiert, Duncan ist ein Medienzar, seine Frau Lilly eine neuzeitliche Eiskönigin, gefällt Bähr der Stoff hier als drastisches Psychogramm aus der Gegenwart ohne sprachliche Schnörkel. Und es trägt sogar jemand menschliche Züge: die Gärtnerin.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 13.12.2012
Georg Renöckl sieht hinter Olga Flors Roman "Die Königin ist tot" Shakespeare als Blaupause durchschimmern. Die Autorin beschreibt darin eine dystopische Zukunft, in der eine "zielstrebige Europäerin", Lilly, sich bis in die Konzernspitze eines Medienimperiums schläft. Im bisherigen 'König', Duncan, erkennt Renöckl den schottischen König aus Macbeth wieder, dem, hier wie dort, ein gewaltsames Ende bereitet wird. Sowieso scheint es ziemlich gewalttätig zuzugehen in der postdemokratischen Zukunft: Kinder verkommen zu unwichtigen Absätzen in Eheverträgen, Freundschaft und Liebe wird bis zur Unkenntlichkeit formalisiert, Probleme werden meist am leichtesten gelöst, indem man ihre Verursacher verschwinden lässt, fasst Renöckl zusammen. Den Roman auf seine Shakespeare-Anleihen zu reduzieren, wäre jedoch ungerecht. Dafür findet der Rezensent Sprache und Konstruktion des Romans "zu raffiniert, die Hauptfigur zu faszinierend". Lilly deutet ihre eigene Vergangenheit laufend um, was nicht nur die Leser, sondern auch die Erzählerin verwirrt, erklärt Renöckl. Außerdem hat Flor ihrer Protagonistin eine eigenwillige Sprache auf den Leib geschneidert, die den Rezensenten wirklich beeindruckt hat. Der findet es beruhigend, dass in ihrer düsteren Zukunft wenigstens noch der Sex für Abwechslung sorgt.