Nina Gladitz

Leni Riefenstahl

Karriere einer Täterin
Cover: Leni Riefenstahl
Orell Füssli Verlag, Zürich 2020
ISBN 9783280057308
Gebunden, 432 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Leni Riefenstahl ist zweifelslos eine Legende, deren zwiespältiger Ruhm bis heute anhält. Der irische Filmexperte Liam O`Leary charakterisierte Leni Riefenstahl einmal mit einem Satz, der bald zum Lieblingszitat der Filmliteratur werden sollte: "Sie war ein Genie, aber ein politischer Trottel." Ob sie tatsächlich ein Genie war, stellt dieses Buch ebenso in Frage wie die Vorstellung, sie sei ein politischer Trottel gewesen. Ganz im Gegenteil: Riefenstahl gelang es wie kaum einer Zweiten, stets auf der Seite der Sieger und Mächtigen zu stehen. Nina Gladitz dreht den Satz von O`Leary um. Riefenstahl war keine Ausnahmekünstlerin, dafür aber ein politisches Genie, was sich anhand neuer Archivfunde belegen lässt, die einen Abgrund erkennen lassen, der bislang durch ihren Geniestatus verdeckt wurde. In ihrem Buch legt Nina Gladitz neue, belegbare Details über die Arbeitsmethoden und -strategien Leni Riefenstahls zum Schaden von 123 Menschen vor, die Riefenstahls Selbstdarstellung in einem anderen Licht zeigen und eine Neubewertung Leni Riefenstahls und ihres Tuns geradezu erzwingen.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 10.12.2020

Die Kritik von Rezensentin Susan Vahabzadeh ist wie ein Streit mit der Filmemacherin und Autorin Nina Gladitz geschrieben. Einerseits lobt die Kritikerin deren Arbeit, insbesondere ihren Film über Riefenstahl, der früh die Selbstmythologisierung der NS-Regisseurin enthüllt habe. Riefenstahls anschließender Prozess gegen Gladitz hat, so die beindruckte Kritikerin, die hier von Gladitz vorgelegte Analyse mächtig eingefärbt mit ihrem Zorn, was sie gut findet. Dann aber hebt  die Kritikerin hervor, wie wenig "akademisch", etwa ohne manchmal nötige Fußnoten, Gladitz vorgegangen sei und überall dort, wo wenig Quellen verfügbar waren, in jedem Fall alles gegen Riefenstahl auslege. Schwierig an der Lektüre der Besprechung ist aber vor allem, dass sowohl Riefenstahl, ihr Werk und die entsprechenden Analysen und Fakten über ihre in Auschwitz ermordeten Filmkomparsen (in "Tiefland"), über Zeugen und Mitarbeiter entweder in hohem Umfang vorausgesetzt werden oder wir mit Andeutungen vorlieb nehmen müssen. So wäre ein Wort  über Riefenstahl "verqueres Menschenbild" ebenso hilfreich gewesen wie mehr Informationen über das Schicksal des Kameramannes und Cutters Willy Zielke, der laut Gladitz größeren Anteil an den berühmtesten Riefenstahlfilmen hat als bisher angenommen. Aber auch so macht die Kritikerin sehr neugierig auf das Buch und seine neuen Funde in Sachen Riefenstahl.
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Rezensionsnotiz zu Deutschlandfunk Kultur, 30.10.2020

Nina Gladitz' Buch über Leni Riefenstahl überzeugt Rezensentin Anne Kohlick zwar auf Sachebene, scheint ihr im Tonfall jedoch kritikwürdig. Die 74-jährige Autorin, die bereits einen Dokumentarfilm zum Thema veranlasste (gegen den Riefenstahl klagte), schreibt in ihrem Buch mit "harten Fakten", so Kohlick, gegen die Unschuldsbehauptung der NS-Regisseurin an. Diesen Mythos mit aussagekräftigen Dokumenten zu zerstören, sei Stärke und Verdienst des Buchs, lobt die Rezensentin - insbesondere Riefenstahls Konkurrenz mit dem Filmemacher Willy Zielke hält Kohlick für eine der "spannendsten Entdeckungen" der Autorin. Jedoch gerät ihr das Buch mit der Verurteilung Riefenstahls als "cineastischer Trottel" im Tonfall etwas zu reißerisch und wirke stellenweise wie ein "privater Rachefeldzug", bemerkt die Rezensentin kritisch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.10.2020

Rezensent Bert Rebhandl begrüßt den Versuch von Nina Gladitz, der Riefenstahl den Heiligenschein zu nehmen. Die Autorin zeigt Riefenstahl laut Rebhandl als Hitlers Schützling und arbeitet heraus, wie Riefenstahl sich dem NS-Regime andiente. Dass es der Darstellung trotz vieler neuer Dokumente nicht restlos gelingt, ein eindeutiges Täterinnenprofil zu zeichnen, führt Rebhandl auf die fast obsessive Leidenschaftlichkeit der Verfasserin zurück. Eine engagierte, "wuchtige Gegendarstellung" an alle Riefenstahl-Hagiografen, aber keine abschließende Forschungsarbeit, resümiert der Rezensent.
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