NotasUnzeitgemäße Gedanken
Matthes und Seitz, Berlin
2005
ISBN
9783882218558, Gebunden, 411Seiten, 34,90
EUR
Klappentext
Mit einem Essay von Martin Mosebach und einem Vorwort von Franco Volpi. Aus dem Spanischen von Ulrich Kunzmann. Sein Werk ist in der Literatur- und Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts ein eher einzigartiger als sonderbarer Fall: ein experimenteller Text, der aus Notizen, Maximen, Bemerkungen, Aussprüchen und Meinungsäußerungen besteht. Es erlaubt uns den unverwechselbaren Stil zu genießen, der mit blitzartigen sprachlichen und gedanklichen Verkürzungen arbeitet. Zum ersten Mal erscheint hier in deutscher Sprache das frühe Hauptwerk von Nicolas Gomez Davila. Der Bruder des Autors ließ 1954 in Bogota dieses Werk als Privatdruck in einer Auflage von einhundert Exemplaren drucken, und erst im Jahre 2004 erschien die erste offizielle spanische Buchausgabe in Kolumbien.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 31.03.2006
Erfreut zeigt sich Manfred Geier von den jetzt erstmals auf deutsch vorliegenden "Notas" des kolumbianischen "Schriftsteller-Philosophen" Nicolas Gamez Davila (1913-1994), die sich seines Erachtens als "Wegweiser durch das stilistische und argumentative Labyrinth seiner späteren Texte" lesen lassen. Er beschreibt Davila als "Parteigänger verlorener Sachen", als radikalen Individualisten, der vehement attackierte, was ihm abstrakt, alltäglich und allgemein erschien. Den gedanklichen Kern der "Notas" sieht Geier in einem extremen Nominalismus, der für Davila nicht lediglich Sache des uralten philosophischen Universalienstreits war, sondern existenzielle Lebensform, politische Überzeugung, schriftstellerische Aktivität, religiöse Haltung. Nur in diesem Lichte sind für Geier die Eigentümlichkeiten Davilas, seine Beschwörung der Individualität, des Einzigartigen, Konkreten und Solitären sowie seine Ablehnung von Gesellschaftsformen wie Kommunismus oder auch Demokratie zu verstehen. Dagegen setze der Autor die Figur des "liberalen Aristokraten", der personales Freiheitsgefühl verkörpere, das nicht auf "trügerischen demokratischen Sehnsüchten beruht, sondern auf dem unerschütterlichen Bewusstsein individueller Würde" (Davila).
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 18.10.2005
Auf den ersten Blick erscheine der Kolumbianer Nicolas Gomez Davila wie der Prototyp des literarischen Geheimtipps, berichtet der Rezensent Hans Ulrich Gumbrecht. Doch der Schein trügt, muss der Rezensent feststellen, und das, obwohl eine ganze Reihe bedeutender Dichter und Denker sich Davila gegenüber geradezu vor Lob überschlagen, zumal über die als Hauptwerk geltenden "Scholien". Die nun auf Deutsch erschienenen Notizen, die im Klappentext als Dokumente "von unschätzbarem Wert" gepriesen werden, finden beim Rezensenten jedenfalls keinerlei Anklang. Davilas Lektüre-Referenzen wirken auf ihn allzu zweitklassig und vor allem von einer deutlichen Überheblichkeit gekennzeichnet. Dazu seien die Notizen "aufrüttelnd schlicht", und ließen jegliche Eleganz vermissen. Eigentlich, räumt der Rezensent ein, verdiene nicht Davila die Rüge, sondern jene, die ihn in den Himmel heben. Davila selbst, so das Fazit des Rezensenten, erinnere ihn eher Flauberts Pecuchet, der als Hobbygelehrter das schon vorhandene Wissen sammle und sich dabei gelegentlich Gedanken über seine erotischen Reize mache.