Nicola Lagoia

Eiskalter Süden

Roman
Cover: Eiskalter Süden
Secession Verlag, Zürich 2016
ISBN 9783905951899
Gebunden, 525 Seiten, 28,00 EUR

Klappentext

Aus dem Italienischen von Monika Lustig. Nackt und bleich und blutüberströmt durchstreift eine junge Frau barfüßig die vom Mond nur schwach beleuchtete süditalienische Landschaft Apuliens. Längs ihrer Beine sind Striemen zu erkennen, Blutergüsse an den Hüften, das Gesicht geschwollen. Als sie endlich die Straße erreicht, sind die Scheinwerfer eines Lastwagens das letzte, was sie sieht. Ein vom Vater selbst, dem aus dem Nichts zu Reichtum gelangten Bauunternehmer Vittorio Salvemini, als Selbstmord verschleierter Mord an seiner eigenen Tochter wird zum Kulminationspunkt einer aus Gier, Gewalt, Korruption und Erpressung aufgebauten Karriere. Es ist am Ende der Bruder, der seine Schwester rächen und den Vater vernichten wird.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 12.01.2017

"Komplex, barock, unergründlich" schwärmt Rezensent Tobias Gohlis über den neuen Kriminalroman Nicola Lagioias, der im italienischen Original unter dem Titel "Wildheit" erschienen ist. Der Kritiker taucht hier gebannt ein in eine italienische Patriarchenfamilie, der der Unfalltod der sexuell umtriebigen Tochter gerade recht kommt, um Gelder für eine Villenanlage in einem Naturpark von den ehemaligen Ehebrechern einzufordern. Gohlis liest hier neben der gelungenen Schilderung einer zerstörerischen Familienkonstellation geradezu eine "Naturkunde des Verbrechens", in der Lagioia ähnlich wie Leonardo Sciascia nicht nur eine Sprache für das Schweigen zwischen Unter- und Oberwelt findet, sondern diese auch um die Dimensionen des Psychischen erweitert.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 29.11.2016

Düster und erhellend zugleich nennt Maike Albath diesen Roman Nicola Lagioias, der in grellem Realismus ein erschütterndes Bild von Italiens Süden zeichnet. Laut Albath ist der Roman vieles auf einmal: Aufsteigergeschichte, Familienpsychogramm und Thriller, vor allem aber eine Abrechnung mit der Generation der Väter, die sich das Land unter den Nagel gerissen habe, mit der Berlusconi-Ära und einem Materialismus, der auch die Landschaft  zu einer leider nur halbindustrialisierten Einöde verschandelt habe. Albath rechnet dem Autor die Angriffslust hoch an, weiß allerdings auch, dass sie sich für ihn nicht ungünstig ausgewirkt hat: Für den Roman erhielt der Journalist Italiens wichtigsten Literaturpreis, den Premio Strega, und übernimmt demnächst die Leitung der Turiner Buchmesse. Nur mit der Übersetzung ist Albath nicht ganz einverstanden, die ist ihr teils zu wörtlich, teils zu preziös geraten.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31.10.2016

Niklas Bender findet Nicola Lagioias Thriller in guter italienischer Tradition packend erzählt. Das Sittengemälde zu Lagioias Heimatstadt Bari, das der Autor hier vorlegt, bietet Bender Einblicke in das korrupte Unternehmertum des Mezzogiorno, inzestuöse Familienkonstellationen und "mentale Mechanismen". Vor allem die illegalen Geschäfte der Baubranche kann der Autor dem Rezensenten überzeugend realistisch vermitteln, in einem dichten, laut Rezensent mitunter dunklen Stil. Die Frage, wer es war, scheint Bender hier nicht im Vordergrund zu stehen.
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