Michael Winter

PferdeStärken

Die Lebensliebe der Clärenore Stinnes
Cover: PferdeStärken
Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2001
ISBN 9783455113006
Gebunden, 509 Seiten, 25,51 EUR

Klappentext

21. Januar 1901 - Clärenore Stinnes wird in Mülheim an der Ruhr als drittes von sieben Kindern geboren. Die Familie gehört zu den einflussreichsten Industriedynastien der damaligen Zeit. Der Tod des Vaters 1924 trifft sie hart, verliert sie mit ihm auch den Fürsprecher ihrer "unweiblichen" Interessen: Clärenore Stinnes liebt schnelle Autos. Als eine der ersten Frauen beginnt sie, Rennen zu fahren. Der Niedergang des Stinnes-Imperiums weckt in ihr die Idee, mit dem Auto die Welt von Ost nach West zu umrunden. Im Mai 1927 bricht Clärenore Stinnes zusammen mit dem Fotografen Carl-Axel Söderström in einem Standard 6 der Frankfurter Adler Werke ins Abenteuer ihres Lebens auf. Die Reise ist entbehrungsreich und gefährlich. Doch am 24. Juni 1929, zwei Jahre nach ihrem Aufbruch, wird den Weltreisenden ein triumphaler Empfang auf der Avus in Berlin bereitet.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 27.03.2002

Das Leben der Clärenore Stinnes, Tochter des "Wirtschaftsmagnaten" Hugo Stinnes, war zu großen Teilen von ihrer Liebe für Geschwindigkeit, Reisen und das Automobil bestimmt, informiert Rezensentin Roswitha Budeus-Budde. Von 1927 bis 1929 unternahm sie in einem Standard 6 zusammen mit dem Schweden Carl-Axel Söderström, einem Kameramann der Fox-Wochenschau, und zwei Mechanikern eine Reise um die Welt, die sich zunehmend zu einer "Expedition mit lebensgefährlichen Zwischenfällen" entwickelte, so die Rezensentin. In einer "voluminösen" Biografie zeichne nun Michael Winter das Leben dieser ungewöhnlichen Frau nach, die sich überhaupt nicht den Konventionen ihres sozialen Standes und ihrer Zeit anpasste. Die Rezensentin lobt Winter "als genauen Beobachter" und freut sich an seiner "großen Lust am Erzählen". Aber auch seine Recherchen war offenbar sehr ergiebig. Nach Auskunft der Rezensentin erhält der Leser auch Informationen über Ereignisse im Leben der Stinnes, die sie lieber für sich behalten wollte, wie etwa ihre Beziehung zu Söderström und das schwierige Verhältnis zu ihrer Familie. Darüber hinaus ist es dem Autor auch noch gelungen, so Budeus-Budde, ein Stück Wirtschafts- und Zeitgeschichte des Deutschen Reiches und der Weimarer Republik transparent zu machen.
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Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.11.2001

Kaum zu glauben, dass historische Leistungen von Frauen immer noch so wenig gelten. Margrit Gerste ist dem Autor also richtig dankbar, wenn dieser uns "mit viel Schwung" das Leben der Pionierin Clärenore Stinnes' ins Gedächtnis ruft. Schließlich findet sie deren Weltumrundung per Automobil mindestens ebenso gewaltig wie Lindberghs Flug über den Atlantik. Und dann: "Welch ein Erzählstoff!" Zwischen den "glänzenden Landschaftsbeschreibungen" und "dramatischen Inszenierungen", die der Autor laut Gerste "in absolut verzeihlichem Ausmaß" mit Kitsch und Kolportage versetzt, kommt es der Rezensentin allerdings mitunter etwas spanisch vor. So unwahrscheinlich sind manch eingewebte Schicksale. Dass der Autor stets "vollkommen distanzlos" vorgeht, macht die Sache für Gerste noch beunruhigender, auch wenn das Vorwort einen "Lebensbericht mit romanhaften Zügen" bereits ankündigt: "Wir hätten allerdings schon gern ein paar Hinweise gehabt, wo die Wahrheit in Dichtung übergeht."