Michael Krüger

Über Gemälde von Giovanni Segantini

Cover: Über Gemälde von Giovanni Segantini
Schirmer und Mosel Verlag, München 2022
ISBN 9783829609517
Gebunden, 144 Seiten, 38,00 EUR

Klappentext

Mit 144 Farbtafeln. Der berühmteste Hochgebirgsmaler des ausgehenden 19. Jahrhunderts hatte einen denkbar schlechten Start ins Leben: Giovanni Segantini (1858-1899), im damals österreichischen Arco am Gardasee geboren, verlor als Siebenjähriger seine Mutter - und seine Staatsangehörigkeit; eine Halbschwester hatte sie dem renitenten Kind aberkennen lassen, er blieb zeit seines Lebens staatenlos. Nach Erziehungsanstalt und Gelegenheitsarbeiten kam er 1875 nach Mailand, schrieb sich in der Kunstakademie Brera ein und erregte schon mit seinem ersten größeren Gemälde, einem Kirchen-Interieur, wegen des ungewohnten Lichteinfalls Aufsehen. Das Licht wird Segantini beschäftigen, je höher er in den Bergen - und im Ruhm - aufsteigt. Er erfindet eine eigene Maltechnik, den Divisionismus, um die ungebrochene Helligkeit des Hochgebirges wiedergeben zu können, als er von der Lombardei nach Graubünden (1200 m) und schließlich ins Oberengadin, nach Maloja (1800 m), zieht. Auf 2730 m Höhe, in einer Hütte oberhalb von Pontresina, wo er das mittlere Bild seines Alpen-Triptychons vollenden will, stirbt Segantini, erst 41 Jahre alt - bewundert und geehrt zu seinen Lebzeiten, dann zu Unrecht der in Verruf geratenden Heimatkunst zugerechnet und spät wiederentdeckt. Seine letzten Worte, "Voglio vedere le mie montagne" - "Ich will meine Berge sehen", werden über 70 Jahre nach seinem Tod Joseph Beuys zu der gleichnamigen Rauminstallation inspirieren. Michael Krüger, Schriftsteller und ehemaliger Leiter des Hanser-Verlags, liebt die Schönheit und das gänzlich unsentimentale Naturverständnis von Segantinis Bildern seit langem. Kenntnisreich, eher literarisch als kunsthistorisch nähert er sich ihnen an.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 01.08.2022

Bernhard Maaz, Generaldirektor der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen, erkennt in Michael Krügers Hommage an Segantini und seine Bilder mehr als eine Künstler-Monografie. Krügers Annäherung an den Maler, seine Bilder und seinen Rang in der Kunstgeschichte ist für Maaz eine fast philosophische, in jedem Fall poetische Beschäftigung mit Fragen nach dem kreativen Schaffen und dem Lebenssinn. Aber Krüger geht auch den Bildern auf den Grund, indem er etwa der Bedeutung einzelner Motive und Figuren nachspürt, erklärt Maaz. Für ihn eine erhellende Einladung zum "kontemplativen Schauen" und zur (Wieder-)Entdeckung Segantinis, zumal die Abbildungen im Band so brillant und zahl- und abwechslungsreich sind, wie Maaz erfreut feststellt.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 29.07.2022

Rezensentin Rose-Maria Gropp versteht das Werk Giovanni Segantinis besser mit Michael Krügers subjektiven Gedanken zu dem Maler. Hintergründe zu Segantinis Leben bietet der Autor auch, bedeutsamer aber scheinen Gropp Krügers Erkundungen seiner eigenen Liebe zu den Bildern des Freilichtmalers. Die unternimmt er über Segantinis Schriften und Lebenswelt und über Nietzsche, erläutert Gropp. Dass Krüger hier und da auch zum Fabulierer wird, stört sie nicht, solange es den Blick verändert auf das Werk Segantinis.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 02.07.2022

Eine der derzeit "aufregendsten Außenstationen der Gesellschaft" betritt Rezensent Roman Bucheli mit Michael Krügers kontemplativem Buch über die Malerei Giovanni Segantinis. Die Parallele zwischen dem Maler und Krüger ist dabei kaum zu übersehen, so Bucheli: Wie Segantini sich aus der Gesellschaft zurückzog, um sich völlig der Natur und der Malerei hinzugeben, so war auch Krüger während Corona gezwungen, sich nach einer Krebsbehandlung in ein einsames Haus abseits von München zu begeben; und dass hier eine Art Seelenverwandtschaft zwischen zwei "Melancholikern" vorliegt, ist für den Kritiker klar - nichts davon tut aber Krügers intensiver Auseinandersetzung mit den Gemälden einen Abbruch, findet er. Erstaunlich, Krüger, der Segantinis Werk bereits ausführlich studiert habe, immer noch einen "unverbrauchten" Blick auf die Bilder werfen könne, in dem sich nüchterne Betrachtung und Ergriffenheit verbinden, so Bucheli. Eine Versenkung in Segantinis zwischen "Apotheose" und "Gefährdung" oszillierendes Werk, in der sich Krügers Staunen auf den Kritiker überträgt.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 30.06.2022

Rezensentin Hella Kemper betrachtet durch die Augen Michael Krügers die Naturgemälde Giovanni Segantinis. Ohne kunsthistorischen Anspruch nähert sich der Autor eher literarisch jenen Bildern von Berglandschaften, Kühen und Schafen, erklärt die Rezensentin und lässt sich von den Geschichten mitreißen, die Krüger aus den Bildern heraus erzählt oder auch über den Werdegang des Malers, der früh seine Mutter verlor und in Obhut seiner Tante als staatenlos erklärt wurde. Die Begeisterung des Autors für diese ruralen Abbildungen erklärt sich die Rezensentin auch aus den regelmäßigen Spaziergängen, die Krüger mit seinem Großvater in Sachsen-Anhalt unternahm und dessen alten Fähigkeiten des Pflügens.
Stichwörter