Michael Crichton

Beute (Prey)

Roman
Cover: Beute (Prey)
Karl Blessing Verlag, München 2002
ISBN 9783896672094
Gebunden, 448 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Ulrike Wasel und Klaus Timmermann. Der Biotechnologe Jack steigt aus dem Helikopter, die flirrende Hitze nimmt ihm schier den Atem. Vor ihm liegt mitten in der Wüste von Nevada die Forschungsstation der Firma Xymos. Das weltweit agierende Nanotechnologie-Unternehmen stellt im Auftrag des Pentagons Miniaturkameras für die Kriegsführung her, die auf der Struktur von Bakterien aufbauen. Aber dem Forscherteam ist bei der Produktion ein folgenreicher Fehler unterlaufen. Über Wochen hinweg entwichen mutierte Mikroroboter aus dem Labor durch ein nur unzureichend abgedichtetes Lüftungsrohr in die Wüste. Jack, der das Computerprogramm entwickelt hat, mit dem Xymos arbeitet, soll retten, was noch zu retten ist.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 30.04.2003

Martin Halter nimmt sich den jüngsten Wissenschaftsthriller des amerikanischen Bestsellerautors Michael Crichton vor, der ein Horrorszenario vor dem Hintergrund der rasanten Entwicklung von Nanotechnologie, Gentechnik und Informatik durchspielt. Wie immer, gesteht Halter, bewege sich Crichton damit auf der Höhe der Zeit, wie stets habe er zuverlässig recherchiert und aus der komplexen Materie ein populärwissenschaftliches Destillat in Romanform geschaffen. Problematisch findet Halter den letztlich konventionell-mechanischen Bau des Romans, der seinem futuristischen Thema nicht gerecht werde. Stanislew Lem, wendet Halter ein, hätte ähnliche Themen weitaus origineller abgehandelt. Bei Crichton gehorche die Story den üblichern Konfliktmustern und Regeln klassischer Science Fiction- oder Horrorfilme - Happy End inklusive. Nur ein Amerikaner beziehungsweise ein Autor wie Crichton könne wohl so unbefangen zwischen Pampers und Apokalypse, Häuslichkeit und technologischem Irrsinn hin- und herspringen, sinniert Halter; aus dieser Spannung und dem insgesamt nicht unrealistischen Szenario beziehe "Beute" seine Wirkung - auf begrenzte Zeit.
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Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 09.01.2003

Wie fast alle Romane Crichtons folgt auch dieses Buch dem Zauberlehrling-Prinzip, stellt Bernd Flessner fest. Im neusten Roman des amerikanischen Autors entgleiten Nanoroboter der Laborkontrolle und müssen nun von den Wissenschaftlern bekämpft werden, die sie erst auf den Plan riefen, fasst der Rezensent zusammen. Dabei seien die Möglichkeiten der Technologie, die der Autor beschreibe, durchaus nicht reine Fiktion, sondern zum Teil schon entwickelt, so Flessner. Bei Crichton wird wie üblich vor den Gefahren neuer Technologie gewarnt, wobei am Ende doch das Gute über die böse Technik siegt, meint der Rezensent, der eine gewisse Diskrepanz zwischen der sich auf der "Höhe der Zeit" befindenden Darstellung von Zukunftstechnologie und des äußerst "konventionell" konstruiertem Handlungsschemas empfindet. Hier findet er lediglich "längst bekannte Muster" und stereotype Charakterzeichnungen vor. Und selbst in der Beschreibung der Nanotechnologie kennt der Rezensent bessere Science-Fiction-Romane wie ein bereits 1967 erschienener Roman von Lem, der im Gegensatz zum vorliegenden Buch das Thema "zu Ende denken", wie der Rezensent unzufrieden bemerkt. Spannung kann Flessner dem Roman nicht absprechen, "thematisches Neuland" allerdings habe der Autor nicht betreten.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 24.12.2002

Die Romane von Michael Crichton, allesamt Bestseller, gehorchen noch der guten alten Drehbuchregel, dass eine Handlung in vier Sätzen zu schildern sein muss, schickt Andreas Merkel seiner Besprechung von Crichtons neuestem Biotech-Thriller voraus. Dies habe den ungemeinen Vorteil für den Autor, die Drehbuchrechte möglichst schnell an ein Filmstudio verkaufen zu können. Abgesehen von einem bemerkenswerten Anfang sei auch Crichtons neuester Roman nach allen Regeln des Action-Thrillers gestrickt: voller Hubschrauber und Aliens, eine Herausforderung höchstens für die Special-Effects-Abteilung der Filmstudios, stöhnt Merkel, jedoch nicht für den Leser, der den Verlauf der Handlung völlig vorhersehbar finden muss. Der für Merkel bemerkenswerte Einstieg bietet Einblick in die "Vorhölle des kalifornischen Alltags", in der ein arbeitsloser Biotechnologe die Karriere seiner Frau verkraften und den gemeinsamen Kinder Spaghetti kochen muss. Doch dann kommt der eben noch arbeitslose Jack in der Wüste Nevadas im Kampf gegen die Auswüchse von Nano-, Bio- und Computertechnologie zum Einsatz, was ihn völlig atemlos "und mit mehreren Leben ausgestattet" von einem Handlungslevel zum nächsten hetzen lässt, wie Merkel schreibt. Ein Gutes hat der Roman vielleicht doch, merkt der Rezensent zum Schluss müde an, das sei die ernüchternde Einsicht, dass es wohl doch kaum noch etwas gebe, was sich zu retten lohne.