NordlichtRoman
Luchterhand Literaturverlag, München
2009
ISBN
9783630872872, Gebunden, 251Seiten, 17,95
EUR
Klappentext
Einer Ärztin versagen die Kräfte: Die Arbeit in der Klinik macht ihr zu schaffen, und von der Liebe zu ihrem Ehemann ist nicht mehr viel geblieben. Sie entschließt sich, ihr altes Leben hinter sich zu lassen und nach Norwegen zu gehen. Dort begegnet sie einer Frau in ihrem Alter, und eine große Freundschaft beginnt ?
Rezensionsnotiz zu
Die Tageszeitung, 12.09.2009
Hohe Anerkennung zollt Rezensentin Carola Ebeling diesem Roman der österreichischen Schriftstellerin Melitta Breznik. Sie liest die Geschichte um eine ausbrannte Psychiaterin mit gescheiterter Ehe, die ihre Stelle kündigt, um in Norwegen wieder zu sich zu finden und dabei die Tagebücher ihres verstorbenen Vaters liest, der dort während des Zweiten Weltkriegs als Wehrmachtssoldat stationiert war, als eine Spurensuche, die auch der Selbstvergewisserung dient. Wie die Autorin Gegenwart mit Rückblenden montiert, wie sie das Schicksal der Psychiaterin in dem einer Frau, Tochter einer Norwegerin und eines Wehrmachtssoldaten, spiegelt, die sie auf ihren Streifzügen kennenlernt, scheint Ebeling überaus gekonnt. So ist das Buch für sie eine "kunstvolle Verflechtung von persönlicher Geschichte und historischen Ereignissen" und zugleich ein eindringliches Doppelporträt zweier eigenwilliger Frauen.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.08.2009
Pia Reinacher versucht sehr gewissenhaft, diesem Roman gerecht zu werden. Die von Melitta Breznik erzählte Geschichte liest sie zunächst als Versuch einer Selbstfindung der Heldin nach ehelicher und beruflicher Enttäuschung. Die Hauptfigur verschlägt es nach Norwegen, dort kommt es zur Begegnung mit der unbekannten, als "Deutschenbalg" aufgewachsenen Schwester. So weit, so gut. Wenn Breznik vermittels nüchterner, zweistimmiger Tagebuchaufzeichnungen die beiden Charaktere scharf umreißt, gerät der Text laut Reinacher allerdings bald in Schieflage und wird zur Milieuschilderung der norwegisch-deutschen Kriegsvergangenheit und zur Opfer-Fallstudie mit einem, wie die Rezensentin findet, allzu vorhersehbaren Ende.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 20.06.2009
Melitta Brezniks Roman "Nordlicht" hat Rezensent Franz Haas berührt und beeindruckt. Er beschreibt das Buch als ein eindringliches Doppelporträt zweier Frauen, die auf der Suche nach ihrer Vergangenheit und ihren Vätern sind: der österreichischen Ärztin Anna, die sich von ihrem Mann trennt, nach Norwegen geht und dort die Kriegstagebücher ihres Vaters liest, der dort stationiert war, und der Norwegerin Giske, die ihre Kindheit in Heimen und Psychiatrien verbracht hat und als "Deutschenbalg" in ihrem Land immer ausgegrenzt wurde. Haas lobt die kühle Sprache der Autorin, die der Geschichte erst ihre Intensität gebe.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 10.03.2009
Falk Stakelbeck lässt in seiner Rezension von Melitta Brezniks "Nordlicht" keinen Zweifel daran, dass er der österreichischen Autorin und Psychiaterin größere Bekanntheit wünscht. Stakelbeck charakterisiert das Buch als ein mit beachtlicher Gewissenhaftigkeit entworfenes "Doppelporträt" zweier Frauen: Einerseits erzähle Breznik aus der Perspektive der Psychiaterin Anna Bergmann, die sich in einer Lebenskrise in die norwegische Einsamkeit zurückgezogen habe. Dort verfolge sie die Spuren ihres Vaters, der im Zweiten Weltkrieg als Soldat in Norwegen stationiert war, und begegne dabei der zweiten Protagonistin des Buches, berichtet Stakelbeck. Diese ist Norwegerin und Tochter eines deutschen Besatzungssoldaten, den sie nie kennengelernt hat. Der Rezensent lobt, wie Breznik mit der Frage, ob die beiden Frauen nur wahlverwandt sind oder denselben Vater haben, Spannung erweckt. Er bewundert die parallele Komposition der beiden den verschiedenen Protagonistinnen gewidmeten Teile, die in Rückblenden von ihrer jeweiliger Vergangenheit berichten. Durch diese Konstruktion gelingt es Breznik nach Stakelbecks Meinung, "die tiefe Sympathie der beiden Protagonistinnen" darzustellen. Nachdrücklich empfiehlt Stakelbeck die Lektüre nicht nur von "Nordlicht", sondern auch der Vorgängerwerke Brezniks, mit denen dieses Buch in engem Zusammenhang stehe.