Markus Krajewski

Bauformen des Gewissens

Über Fassaden deutscher Nachkriegsarchitektur
Cover: Bauformen des Gewissens
Alfred Kröner Verlag, Stuttgart 2016
ISBN 9783520908018
Kartoniert, 192 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Mit Fotografien von Christian Werner. Seit Cicero heißt es, das Anlitz spiegele die Seele. Wenn die Fassade das Gesicht des Hauses ist, kann man davon ausgehen, dass in Analogie dazu die Oberflächen neuer und wiederhergestellter Bauten, insbesondere nach 1945, eine aufschlussreiche Wechselwirkung zwischen der architektonischen Erscheinung und dem 'Seelenzustand' Deutschlands abbilden. Ausgehend vom kulturellen Res(e)t in der sogenannten Stunde Null geht der Essay in beschreibender, erforschender und analytischer Perspektive der Entsprechung zwischen der Fassadengestaltung in der Nachkriegszeit und der Lage der Nation um 1950 nach. Aus welchen Gründen, jenseits billiger Baustoffe, formen sich die Fassaden deutscher Städte in jenen Ausprägungen, die man heute als eigenartig bis verstörend einzustufen geneigt ist? Warum werden manche Innenstädte, vor allem in Westdeutschland, im Wiederaufbau weitestgehend verkachelt, so dass das wiedererrichtete Stadtbild einem nach außen gekehrten Badezimmer gleicht? Was lässt sich von solchen abwaschbaren Orten, beispielsweise in Köln, ablesen? Verbergen sich hinter diesen keramischen Oberflächen nicht nur ästhetische Verunsicherungen, sondern gar die tiefen (Ab-)Gründe (west-)deutscher Geschmacklosigkeit?

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 06.07.2016

Rezensent Michael Mönninger schaut mit Abscheu auf die Fotos einer zugekachelten Nachkriegsmoderne im Buch des Medienwissenschaftlers Markus Krajewski. Dass die Bilder aus den 60er Jahren mit den Befunden gar nicht zusammenpassen, weil der Autor über die Bauten der 50er spricht, erwähnt Mönninger mit Zähneknirschen. Viel fragwürdiger findet er, dass der feuilletonistische Witz, mit dem Krajewski jede Fliesenfuge durchaus gekonnt bedenkt, immer wieder in unkritische Besserwisserei umschlägt, sobald der Autor sich seinem Thema historisch und philosophisch nähert. Nichtbeachtung beachtlicher Studien von W.G. Sebald oder Jörg Friedrich, oberflächliche Zitatplünderung bei Durth, Düwel und Gutschow und Fehlurteile über den Wiederaufbau machen die Lektüre für Mönninger zu einem ärgerlichen Erlebnis.
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