Baden bei GewitterRoman
Frankfurter Verlagsanstalt, Frankfurt am Main
2002
ISBN
9783627000899, Gebunden, 330Seiten, 19,90
EUR
Klappentext
Peter ist dünn und sehr nervös, er ist ein Nervenbündel, schwerhörig, ein Sonderling ohne Zweifel, hat allerhand Leiden und ist ganz allgemein, wie man so sagt, vom Leben gebeutelt. Und etwas hat die junge Frau für ihn eingenommen, obwohl die beiden auf der Alltagsebene wirklich nicht zusammenpassen. Vielleicht ist es sein besonderer Humor oder die Hartnäckigkeit, mit der er ihr gleich zu Anfang der Geschichte, als beide als Patienten in einem Krankenhaus aufeinandertreffen, ein Gespräch aufzwingt...
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Rundschau, 18.03.2003
Mit ihrem Roman "Baden bei Gewitter", der "Geschichte einer verhaltenen Annäherung", ist Marion Poschmann nach Ansicht der Rezensentin Barbara von Becker ein "erstaunliches Debüt" gelungen. Besonders beeindruckt hat sie die einfühlsame, präzise und von Sympathie getragenen Art, mit der Poschmann ihre Protagonisten, eine unsichere junge Frau und einen etwas über fünfzigjährigen kauzigen Lebenskünstler, schildert. Mit ähnlich durchdringender Aufmerksamkeit und sprachlicher Akribie widmet sich die Autorin dazwischen einfachen Gegenständen, die man in ihren "analytisch-poetischen Beschreibungen" glaubt zum ersten Mal in ihrer wahren Bedeutung zu erkennen, so die Rezensentin. Poschmanns Prosa zeichnet sich für Becker durch eine "hohe Konzentration" aus, die sie auch von ihrem Leser verlange. Da finden sich durchaus einige Passagen, die auf die Rezensentin etwas ermüdend wirken. "Ein paar Raffungen", mahnt sie diesbezüglich, "hätten dem Gleichgewicht des Textes nicht geschadet." Was den Rang von Poschmanns Erstling aber nicht schmälere. "Zwei Randfiguren des Lebens haben ihre gemeinsame Mitte gefunden", resümiert die Rezensentin, "dort hingeführt durch umsichtig-kluge und empfindsame Beobachtungskunst, eine Schule des Sehens, mit der Marion Poschmann schreibend die Wirklichkeit neu erfindet."
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 29.08.2002
Das Romandebüt der 1969 geborenen Marion Poschmann hat bei Jutta Person ähnliche Effekte ausgelöst wie einst eine Wundertüte. "Heraus kamen banale Kleinigkeiten", sinniert die Rezensentin, "aber entscheidend war der Moment davor". Damit spielt Person bereits im ersten Satz ihrer Besprechung auf ihr Lob und ihre Kritik an. Mit diesem Roman - im Zentrum steht die Beziehung zweier ausgesprochen schrulliger Menschen - habe die Autorin ein "Kuriositätenkabinett" zusammengestellt, in dem sich Tiere, Menschen, Dinge und Pflanzen recht eigentümlich näher, lobt die Rezensentin. Doch sei Poschmann bei der Beschreibung der "Graustufen des deutschen Vorstadtmiefs" zu genau gewesen, findet Person, und habe damit überreizt. Bei soviel Liebe für die Details der Ereignislosigkeit bleibe die Poesie dann letztlich doch auf der Strecke. Macht aber nichts, resümiert die Rezensentin, denn schließlich habe sich ja die Freude auf mehr, wie bei der Wundertüte, schon vorher eingestellt.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2002
Der mit "nen" zeichnende Rezensent wäre offenbar lieber verschont geblieben von dem "Drang zur Kunsterzeugung um jeden Preis", den ihm Marion Poschmann mit ihrem Roman zumutet. Die gesamten 300 Seiten lang hat er nun eine schwammige Figur im Berliner Kleinbürgermilieu verfolgt, und ist am Ende immer noch auf Spekulationen angewiesen, da sich die Autorin um jeden Hauch von Klarheit gedrückt hat, so der verärgerte Rezensent. Stattdessen überschwemme Poschmann den Leser mit ellenlangen Beschreibungen und Bildern, assoziiere und poetisiere bis an den Rand des Erträglichen. Nach Ansicht des Rezensenten also ein komplett überflüssiges Buch.