Laura und CatalinaZwei Liebesgeschichten des Pepe Carvalho
Klaus Wagenbach Verlag, Berlin
2005
ISBN
9783803112293, Gebunden, 115Seiten, 13,90
EUR
Klappentext
Aus dem Spanischen von Theres Moser. Wissen Detektive alles über die Frauen, in die sie verliebt sind? Pepe Carvalho folgt seinem berühmten Spürsinn und entdeckt überraschende Wege der Leidenschaft, denn zu jeder Liebe gehört ein Geheimnis. Die erste Geschichte mit Laura beginnt an einem Kiosk, wo Pepe Carvalho viele Morgen lang die attraktive Frau mit ihrem Kind beobachtet, bevor er sie zu sich nach Hause lockt. Er besitzt eine wohleingerichtete Bibliothek, die Laura zu schätzen lernt, während das Kind vor dem Fernseher sitzt. Schöne Tage, bis Pepe Carvalho Besuch von Lauras Ehemann erhält. Doch so schnell gibt ein Detektiv nicht auf ... Die zweite Liebesgeschichte, "Was gewesen sein hätte können und nicht war", spielt in Barcelonas Nachtcafes und erfährt eine überraschende Wendung, als ein Rocker, der sich wie Elvis Presley kleidet, tot aufgefunden wird. Pepe Carvalho sieht seine Theorie bestätigt: Es gibt Lieben, die töten können.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 20.07.2005
Kersten Knipp sieht in den als Liebesgeschichten deklarierten Erzählungen eine doppelte Liebeserklärung des Autors. Wenn in "Catalina" von der Liebe eines Musikers zum Rock 'n' Roll und in "Laura" von der Leidenschaft einer Revolutionärin zu ihrer Partei erzählt wird, so stecke hinter beiden die Liebe von Vazquez Montalban zur verlorenen Jugendzeit und einer verlorenen Kultur der 60 und 70 Jahre. Damals sei Popmusik noch kein reines Geschäft gewesen, erkundet Knipp des Autors Herzleid, und war zudem mit politischen Idealen infiziert. Beides sei heute so tot wie die Protagonisten in Vazquez Montalbans Erzählungen jeweils gleich zu Beginn, und gehe, so der Rezensent, dem Leser "unter die Haut". Besonders die vom Privatdektiv Pepe Carvalho recherchierte Geschichte des Rock 'n' Roll Musikers Jose Maria verbreite eine zutiefst "melancholische Atmosphäre". Tot auf einem Mülleimer lande Jose Maria zuletzt - wehe dem, der Symbole sieht - nach einem zunächst glanzvollen, dann aber "erbärmlichen" Leben.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 10.05.2005
Manuel Velazquez Montalban ist nichts für Leser, die, im Zweitberuf Detektiv, schon auf den ersten Seiten Indizien zur Lösung des Falls aufspüren wollen, warnt Ijoma Mangold, der von der eigenen Perspektive, aus der sich der spanische Autor dem Krimigenre nähert, aber sehr angetan ist. Insbesondere die Pepe-Carvalho-Kriminalromane hält er durchwegs für "großartig". Montalban bringe dem klassischen "Whodunnit" ein schon "fast fahrlässiges Desinteresse" entgegen, vielmehr gelte sein Blick dem Innenleben und den menschlichen Konstellationen seiner Figuren. "Halb staunend und halb misstrauisch", notiert Mangold, beobachtet er durch die Augen seines Protagonisten Pepe Carvalho die Menschen. Wer dieser Figuren den Mord dann tatsächlich begeht, ist gar nicht mehr so interessant. Wichtiger sei die Beschaffenheit des Beziehungsgeflechts an sich. Seine Betrachtungen führt Montalban in den vorliegenden zwei kurzen Erzählungen in einem "umschweiflosen Präsens" durch, das den Rezensenten an die Aufnahmen einer "Handkamera" erinnert. Bedauernswerterweise sei die Übersetzung aber an dieser stilistischen Finesse "gescheitert", weshalb der Verlag, wohl auch den Namen des Übersetzers verschwiegen hat, wie Mangold ein wenig boshaft spekuliert.