Maarten 't Hart

Gott fährt Fahrrad oder Die wunderliche Welt meines Vaters

Cover: Gott fährt Fahrrad oder Die wunderliche Welt meines Vaters
Arche Verlag, Hamburg 2000
ISBN 9783716022726
Gebunden, 315 Seiten, 20,35 EUR

Klappentext

Aus dem Niederländischen von Marianne Holberg. Das Erinnerungsbuch des niederländischen Autors Maarten `t Hart führt zurück in die kalvinistisch geprägte Welt seiner Kindheit und zugleich in die wunderliche Welt seines Vaters, des "Grabmachers" von Maasluis. Ein Buch des schmerzlichen Abschieds. Eine poetische Liebeserklärung des Sohnes an seinen Vater.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 13.06.2001

Den Autor sieht Dieter Borchmeyer in der Tradition der realistischen Literatur des 19. Jahrhunderts. Weniger die Strukturfinessen des modernen Romans lägen ihm am Herzen als "die genaue und atmosphärisch dichte Beschwörung der ihm vertrauten Landschaft und der Personen seiner (niederländischen) Heimat". Was das nun vorgelegte, bereits 1979 im Original erschienene "Erinnerungsbuch" angeht, so findet der Rezensent die erwähnte Tradition "voller Liebe, aber ebenso kauzig, befremdlich und von schwarzem Humor verschattet" um- und fortgesetzt. Die "Personen seiner Heimat" zeichne der Autor - selbst vertraut mit dem Tod wie kaum ein anderer Schriftsteller der Gegenwart - in den "durch groteske und skurrile Farbtupfer durchbrochenen" Schattentönen der Melancholie.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 18.01.2001

Marten t´Harts Bücher vermögen den Leser zu fesseln, findet Hermann Wallmann. Das neue Buch habe ihn angerührt, gibt er zu. Es erzählt von den letzten Wochen aus dem Leben eines Totengräbers, dessen Leben viel zu früh zu Ende geht. Es ist die Geschichte von Vater und Sohn, die lernen müssen, den Tod zu akzeptieren. Wallmann deutet an, wie dieser Prozess durch die Rückschau auf verschiedene Lebensstationen der beiden begleitet wird. Auch umreißt er die gestalterischen Mittel des Buches. So verweist er beispielsweise auf ein Gedicht, das dem Roman voransteht und das als Leseanleitung fungiert, oder auch auf die "Gleichzeitkeiten des Ungleichzeitigen", die dem Leser immer wieder begegnen. Am Ende dieser Entwicklung, deren Parameter, so Wallmann, Musikstücke und Gedichte sind, kann der Sohn den Tod annehmen, den des Vaters und den eigenen. Dies drückt sich - so der Rezensent - durch den Verzicht des Wechsels von Beobachtung und Introspektion aus. In den letzen Momenten sei der Autor nur noch "nüchterner Reporter".

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 07.10.2000

Der Vater des Erzählers, so Volkmar Mühleis, ist ein "erzprotestantischer" Bauer, der nie einen eigenen Hof gehabt hat und deshalb als Friedhofswärter der Gemeinde Maassluis einen anderen Acker bestellte. Ein Geschichtenerzähler und kerniger Vater, der sich über seinen Sohn, einen "grüblerischen Schwächling" wundert, so stellt der Sohn ihn dar; und beschreibt das letzte Jahr des kranken Vaters, dessen Diagnose nur der Sohn kennt. Aus dieser "Spannung", so der Rezensent, gewinnt die Erzählung ihre Kraft, auch aus der Frage, ob es richtig war, dem Vater über die tödliche Krankheit nicht aufzuklären. Besonders beeindruckt ist Mühleis über das "tradierte Bild" des anklopfenden Todes, für das der Autor hier eine neue Variante findet: der Grabmacher bittet einen Selbstmörder um Aufschub, solange der Boden gefroren ist; erst als es taut, verabreden sich die beiden zum Sterben, nur weiß der Vater nicht, dass es auch ihm gilt.
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