Das Verschwinden der VäterWalter Verlag, Düsseldorf
2002
ISBN
9783530401387, Gebunden, 280Seiten, 28,00
EUR
Klappentext
Aus dem Italienischen von Rita Seuß. Abraham, Hector, Odysseus - exemplarische Vatergestalten aus der Bibel und der Antike, aber auch Väter des 19. Jahrhunderts bis hin zur postindustriellen Gesellschaft heute untersucht Luigi Zoja. In dieser umfassenden Analyse des Vater-Archetyps zeigt Luigi Zoja, wie im Zuge kultureller Veränderungen und eines neuen Rollenverständnisses von Mann und Frau alte Vaterbilder immer wieder ins Wanken gerieten. Luigi Zoja erhielt für dieses Buch den italienischen Literaturpreis "Premio Palmica".
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28.04.2003
Luigi Zoja, "prominenter Jungianer", wie wir von Rezensent Gustav Falke erfahren, verfolgt in diesem Buch, in Falkes Worten, "die Entwicklung archetypischer Vaterbilder über die Antike und die Menschenaffen hinaus bis ins Reich der ersten Säugetiere". Vaterschaft sei für Zoja, anders als Mutterschaft, so erfahren wir weiter, "nichts wesentlich Biologisches". Der Vater müsse für das Kind gleichsam die Gesellschaft vertreten. Moderne Väter, so Zojas Kernthese, erfüllten diese Funktion immer weniger. Darum wendeten sich Kinder auf der Suche nach Autorität immer stärker "peer-groups" zu - oder verblieben gleich auf der Ebene primärer Bedürfnisse fixiert. Die Übersetzung aus dem Italienischen sei "sehr angenehm zu lesen", erfahren wir schließlich noch von Falke. Leider enthält er sich jeder weiteren Bewertung des Buches.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 21.10.2002
Alex Rühle ist verwirrt. Hieß es doch früher immer, die "Patriarchen" seien an Krieg und Gewalt schuld. In diesem Buch jedoch wird nun das "Verschwinden der Väter" behauptet und beklagt. Zojas Ausführungen über die nachindustriellen Väter, die von der Arbeit 'aufgefressen' werden und ihren Kindern kaum noch Vorbilder oder Ratgeber sein können, wirken auf den Rezensenten "beängstigend und konzis". Dort, wo sich der italienische Autor dagegen in das Paläolithikum begibt, um das Verhältnis zwischen Mann und Frau zu beschreiben und zu interpretieren, lässt sich Rühle weniger überzeugen. Der Autor tue ja so, als habe er "Polaroids" oder das "intime Tagebuch" eines Urmenschen zur Verfügung, moniert der Rezensent. Besonders in dem menschheitsgeschichtlichen Abriss, den Zoja bietet, "spenglert es gewaltig", charakterisiert Rühle die "Verfallsgeschichte" der Vaterfigur. Gut gefallen haben ihm dagegen die Passagen, in denen Zoja antike Texte nach Vaterfiguren untersucht. Hier lassen sich allerdings sowohl die Stärken als auch die Schwächen der Studie aufzeigen, meint der Rezensent. Zwar ist er von den "kreativen Textinterpretationen" begeistert, das daraus folgende "Welterklärungsmodell" allerdings empfindet er als "unangenehm metaphysisch, letztwahrheitlich".