Ludwig Winder

Die Pflicht

Roman
Cover: Die Pflicht
Arco Verlag, Wuppertal 2004
ISBN 9783980841047
Gebunden, 204 Seiten, 22,00 EUR

Klappentext

Mit einem Nachwort herausgegeben von Christoph Haacker. Mit Ludwig Winder (1889-1946) ist in den letzten Jahrzehnten ein Prager deutscher Autor als bedeutender europäischer Erzähler wiederentdeckt worden. In Prag war Ludwig Winder, dessen Romane an Joseph Roth oder Ernst Weiss erinnern, schon zu Lebzeiten berühmt, eine zentrale Figur des kulturellen Lebens: Er trat nach dem Tod von Franz Kafka an dessen Stelle in jenem legendären Vierer-Zirkel, den Max Brod später als den "engeren Prager Kreis" bezeichnete. Als Kulturredakteur der traditionsreichen "Deutschen Zeitung Bohemia" spielte Winder eine wichtige Rolle, besonders als ein Vermittler, der sich dem fruchtbaren Miteinander von Deutschen, Tschechen und Juden verschrieben hatte.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.11.2004

Sehr angetan zeigt sich Rezensent Hartmut Binder angesichts der Wiederveröffentlichung des 1943 in England entstandenen, letzten Romans von Ludwig Winder, die der in der böhmischen Literatur engagierte Wuppertaler Arco Verlag besorgt hat. Man könne schon dankbar sein, wenn im Nationalisozialismus verfemte Schriftsteller und Journalisten wie der aus Mähren stammende Winder heutzutage wieder zu lesen sind. In dem mit einem "ausgezeichneten" Nachwort versehenen Roman unterstützt ein Angestellter des Prager Eisenbahnministeriums tschechische Untergrundkämpfer, indem er sie mit Informationen über die Fahrpläne deutscher Militärzüge zwecks Sabotage versorgt und so aktiv im Kampf gegen Nazideutschland mitwirkt. Die hehre Absicht in allen Ehren, sich qua Literatur mit dem tschechischen Widerstand solidarisch zu zeigen, bemängelt der Rezensent die offenkundigen literarischen Schwächen des Werks. Eindimensionale Charaktere, eine deutliche propagandistische Tendenz sowie eine maßlose Übertreibung der tatsächlich stattgefundenen Eisenbahnsabotage veranlassen Binder dazu, dem Buch nur noch literaturhistorischen Wert beizumessen. Es zeige sich "in bestürzender Weise, was politischer Druck, persönliches Leid und materielle Not im Bewusstsein eines an sich redlichen, um Objektivität bemühten Schriftstellers anrichten können".
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