WienWas nicht im Baedeker steht
Milena Verlag, Wien
2020
ISBN
9783903184572, Gebunden, 240Seiten, 23,00
EUR
Klappentext
Mit einem Nachwort von Martin Amanshauser. Ludwig Hirschfelds charmanter feuilletonistischer Reiseführer entführt uns in das Wien der 1920er Jahre. Als im Sacher noch keine alleinsitzenden Frauen bedient wurden. Als es kaum Bierlokale in der Stadt gab. Als man sich noch Eintänzer beim Kellner bestellen konnte, wenn der Gatte keine Lust hatte. Im Jahr 1927 erschien dieser köstliche Wien-Reiseführer. Autor Ludwig Hirschfeld, der bereits in Karl Kraus' "Die letzten Tage der Menschheit" Erwähnung findet, beschreibt in sehr launigem, charmantem Stil seine Stadt. In 19 Kapiteln wird uns das alte Wien nähergebracht: Essen und Trinken, die angesagtesten Lokale, Kunst & Kultur, die Parks, das Burgtheater, die Nacktrevuen - alles, was der Tourist und Einheimische wissen muss. Aber Hirschfeld hat auch damals Veränderungen zu beklagen: Die Bankenhäuser verdrängen die Kaffeehäuser. Die Wiener trinken fast kein Bier mehr! Es gibt viel zu schmunzeln für den heutigen Leser. Apropos, wussten Sie: … Was ein Schnitzel mit Charlestongarnierung ist?… Dass der Ober im Kaffeehaus "Zahlmarkör" genannt wurde?… Dass in den meisten großen Lokalen Salonkapellen oder Jazzbands spielten? Erinnern Sie sich noch an das Café Lurion in der Siebensterngasse? An das Café Arlon in der Rothgasse? An das Krystallcafé auf dem Aspernplatz? Der beliebteste Reiseführer der 1920er Jahre.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk, 02.02.2021
Rezensent Christoph Haacker lernt das Wien der Zwanziger Jahre kennen in dieser schönen Neuauflage von Ludwigs Hirschfelds "Was nicht im Baedecker steht" von 1927. Der Kritiker nimmt natürlich Platz in den Kaffeehäusern der Stadt, lernt, wie man sich mit der richtigen Aussprache von "Kaffee" tunlichst von den Reichsdeutschen zu unterscheiden hatte, begegnet den Autoren Leo Perutz und Anton Kuh (vermisst aber Freud, Schnitzler, Reinhardt oder Tauber) und erfreut sich an detailreichen Schilderungen von Musik, Kleinkunst, Restaurants, Tanzbars oder der Heurigen. Mit einem Schaudern liest der Rezensent zudem vom reichen jüdischen Leben der Stadt, das im Jahr 1938 - was der Autor nicht erahnen konnte - sein Ende fand.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 23.10.2020
Rezensent Magnus Klaue spaziert mit Ludwig Hirschfeld und Begleitung durch Wien. Die Neuausgabe des illustrierten Bandes von 1927 scheint ihm weiterhin tauglich - als Sammlung feuilletonistischer Plauderstücke wie als Reiseführer durch Ringstraße und Burgtheater. Klaue erfährt dabei Wissenswertes über die Gefahren des Shoppings, alte Bräuche, jüdisches Alltagsleben sowie, im Nachwort von Martin Amanshauser, über das Pittoreske als Erscheinungsform der Freiheit.