Louis Auchincloss

East Side Story

Roman
Cover: East Side Story
DuMont Verlag, Köln 2007
ISBN 9783832180294
Gebunden, 287 Seiten, 19,90 EUR

Klappentext

Aus dem Amerikanischen von Karl A. Klewer. Eine Familiensaga, die den Clan der wohlhabenden bis sehr reichen New Yorker Patrizier Carnochan über anderthalb Jahrhunderte hinweg durchleuchtet und zerfetzt - komponiert aus zwölf Lebensporträts, die jeweils einen in jeder Generation wiederkehrenden Typus repräsentieren: Ein Buch voll insgeheim rebellischer Söhne, dünnlippig-calvinistischer Väter und Erbinnen, die sich viel zu vernünftig verheiraten. Und hin und wieder, zwischen amerikanischem Bürgerkrieg und Vietnam, taucht in der Familie ein grandios Scheiternder auf, ein zynischer Tunichtgut oder eine wirklich kluge Frau. Am Modell der Carnochans, auf die das Geld stets wirkt wie ein Enzym, ergründet Auchincloss die innere Dynamik der amerikanischen Oberschicht.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 28.01.2008

Packend und amüsant findet Christoph Schröder diese Geschichte einer reichen Ostküstenfamilie, die sich bei allem wirtschaftlichen Erfolg durch Gefühlskälte, Karrieredenken und Zynismus auszeichnet. Der 90-jährige Autor, der neben seiner hauptberuflichen Anwaltstätigkeit sechzig Bücher veröffentlichte, setzt bei seiner in Episoden aufgebauten Familienchronik weniger auf die unterschiedlichen Charaktere, als dass er so etwas wie eine Mentalitätsgeschichte einer typischen amerikanischen Ostküstenfamilie der Upperclass schreibt, glaubt der Rezensent. Zu zurückhaltend ist Auchincloss, um die moralischen Fragen, die sich aus den exemplarischen Lebensläufen der Anwälte, Bänker oder Großhändler ergeben, explizit zu bewerten. Das überlässt er seinen Lesern, so der eingenommene Schröder, der sich mit gleichbleibender Begeisterung auch noch feineren Verästelungen des Familienstammbaums hingegeben hätte.

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 06.10.2007

Sehr angetan ist Rezensent Tobias Schwartz von Louis Auchincloss' neuem Roman über die amerikanische Ostküstenoberschicht - Schwartz zufolge die Saga einer "semifiktionalen presbyterianischen Familie" über mehrere Generationen vom amerikanischen Bürgerkrieg bis Vietnam, die aus seiner Sicht dezente Anklänge an Thomas Manns "Die Buddenbrooks" hat, aber im Gegensatz dazu keine reine Verfallsgeschichte ist. Und gerade dieses Auf und Ab dieses "üppigen Panoramas" eines Jahrhunderts macht für den Rezensenten den Reiz dieses elegant geschriebenen, geistreichen Buches aus, dessen Autor er eine "tief greifende soziologische Kenntnis" des beschriebenen Milieus bescheinigt. Dadurch versetze Auchincloss seine Leser gekonnt in die beschriebene Welt, werde man als Leser ein Teil der Szenerie "zwischen Rockefeller, Harvard und Börsencrash".

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 27.09.2007

Rezensentin Felicitas von Lovenberg kann sich über die verspätete Beachtung, die Louis Auchincloss beim deutschsprachigen Lesepublikum gefunden hat, nur wundern und ist zumindest froh, dass pünktlich zum 90. Geburtstag des amerikanischen Autors nun sein vorletztes Buch auf Deutsch vorliegt. Auchincloss, der sein enorm umfangreiches Werk neben seinem Beruf als Anwalt geschaffen hat, bleibt auch mit seiner "East Side Story" im etablierten amerikanischen Ostküstenmilieu, einer Gesellschaftsschicht, in der er sich bestens auskennt, weil er ihr selbst entstammt, erklärt die Rezensentin. Erzählt wird die Familiengeschichte der Carnochans durch ein ganzes Jahrhundert hindurch und aus den wechselnden Perspektiven von 11 Familienmitgliedern, die sich auch als in sich geschlossene Geschichten lesen lassen, wie Lovenberg meint. Wie schon in seinen anderen Werken gelinge Auchincloss ein sehr präzises Familienporträt der gehobenen Gesellschaft der Ostküste, das - ohne zu verurteilen - dennoch die "leise Melancholie" einer an Bedeutung verlierenden Gesellschaftsschicht einfange. Die sprachliche Eleganz und die gelungenen "Bonmots" werden diese ohnehin überdauern, resümiert Lovenberg, auch wenn sie an der Übersetzung ins Deutsche von Karl A. Klewer anscheinend nur die Ausgewogenheit zu loben findet.
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