Lorenz Jäger

Adorno

Eine politische Biografie
Cover: Adorno
Deutsche Verlags-Anstalt (DVA), München 2003
ISBN 9783421054937
Gebunden, 314 Seiten, 22,90 EUR

Klappentext

Kaum ein Philosoph des 20. Jahrhunderts hat eine solche gesellschaftspolitische Wirkung entfaltet wie Theodor W. Adorno, der Mitbegründer der Frankfurter Schule. Zentral für Adornos Selbstverständnis war seine jüdische Abkunft ebenso wie das Erlebnis des Nationalsozialismus, der ihn in die Emigration nach Amerika trieb. Dort schrieb er zusammen mit Max Horkheimer sein wirkungsmächtigstes Werk Dialektik der Aufklärung. Darin leuchtet er vor dem Hintergrund der NS-Verbrechen die Schattenseiten der Moderne aus. Als Haupt der Frankfurter Schule hat Adorno seinen festen Platz in der Philosophiegeschichte, war aber auch einer der wichtigsten Anreger, Förderer, Vermittler und Deuter im deutschen Geistesleben. Lorenz Jäger unternimmt es zum ersten Mal, Adornos philosophisch-literarisches Schaffen in die politischen Entwicklungen einzubetten.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 04.09.2003

Lorenz Jägers politische Biografie Theodor W. Adornos zeigt sich kritisch, bemerkt Rezensent Ludger Lütkehaus. Insbesondere die Verbindung von Marxismus und Psychoanalyse moniere Jäger als unlautere Methode, politisch von seiner Meinung Abweichende "charakterologisch" zu denunzieren, so der Rezensent, der Adorno von Jäger an dieser Stelle "ohne Pardon abgestraft" sieht.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.08.2003

Dieses Buch über Adorno hat, jubelt Uwe Justus Wenzel, was den anderen zum hundertsten Geburtstag erschienenen Biografien fehlt: Thesen, ja, sogar eine "Generalthese", die Adornos Leben und Werk aus einem Punkt heraus erklärt. Und dieser Punkt ist das Geburtsjahr 1903, verstanden als eine Konstellation, der der Philosoph nicht entkommen konnte. Marxismus, Psychoanalyse, Zwölftonmusik, dies die Koordinaten, in die hinein der Denker seiner Zeit gewirkt gewesen ist. Adorno also als Philosoph des "Aufbruchs in die Moderne" und, zuletzt, als derjenige, der auch ihr Ende noch beschrieb. Dem Rezensenten leuchtet das ein, in den Ausführungen auch zur Situierung gegen Nazis und Sowjets, bis zum Entwurf eines "intellektuellen Programm des Lebenssinns" nach dem Krieg. Sehr erfreut zeigt sich Wenzel zudem über die Sprache, die von allem "Soziologendeutsch" frei bleibt und auf "gezierte Bedeutungshascherei" verzichtet.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Rundschau, 20.08.2003

Sehr verärgert zeigt sich Hilal Sezgin über die als "politisch" bezeichnete Adorno-Biografie des FAZ-Redakteurs Lorenz Jäger, die sie schlicht als gehässig bezeichnet. Nur der ganz junge Adorno scheine das Wohlwollen des Biografen zu genießen, wundert sich Sezgin; der Verfasser habe sich alle Mühe gegeben, sämtliche abfälligen Bemerkungen von Zeitgenossen über Adorno zu sammeln und aufzuspießen. Überhaupt fragt sie sich, was einen Biografen dazu veranlasst, die Lebensgeschichte eines Denkers zu beschreiben, dessen theoretischen Ansatz er als von Anfang an "veraltet" abtut. Kein gutes Haar lasse der Mann an Adorno, klagt Sezgin: angeblich hätte Adorno nichts von Kunst und Musik seiner Zeit verstanden, nichts von der Psychoanalyse, nichts von angelsächsischer Literatur und Heidegger habe er auch verkannt. Jägers Lesart von Adornos Büchern findet sie höchst eigenwillig und von Widersprüchen geprägt: werde auf der einen Seite betont, Adornos Kindheit sei mehr katholisch als jüdisch geprägt gewesen, stelle Jäger später "das Jüdische im Frankfurter Denken" heraus. Von der Lektüre dieses alles niedermachenden Buches kann Sezgin nur abraten.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.08.2003

Kaum zu glauben, aber wahr: Was Lorenz Jäger in seiner Biografie präsentiert, verspricht der Rezensent Tim B.Müller, ist ein "Adorno, den jeder verstehen kann". Und zwar, noch erstaunlicher, ohne dass das mit einem allzu großen Verlust an intellektueller Genauigkeit verbunden sei. Schon die "Grundkonstellation", in die Jäger den Philosophen sozusagen hineingeboren sieht, nämlich die marxistische, die psychoanalytische und die Zwölfton-Lehre als Ausgangs-Hintergrund, vermag den Rezensenten als Analyseansatz im Grunde zu überzeugen. Ganz gerecht werde Jäger dem Sachverhalt zwar nicht, so sei, meint Müller, Adorno doch um einiges origineller gewesen, als von Jäger veranschlagt. Es geht dem Autor, hier wird es deutlich, zuletzt doch um ein Projekt der "Entzauberung". Auch in der allzu einseitigen Darstellung eines vermeintlichen Anti-Amerikanismus schieße er schon mal übers Ziel hinaus. Dabei lägen Jägers Stärken jedoch ohnehin weniger in der Auseinandersetzung mit philosophischen Entwürfen als in den "hinreißenden Miniaturen" von Zeit- und Weggenossen, in der Aufmerksamkeit auch für Nebensätze und Nebensächliches. Und genau das macht das Buch, so Müller, zur gelungenen "populären Biografie".
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