Roter NachrichtensoldatEin chinesischer Fotograf in den Wirren der Kulturrevolution
Phaidon Verlag, Berlin
2003
ISBN
9780714893815, Gebunden, 320Seiten, 39,95
EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Martina Bauer. Herausgegeben von Robert Pledge und mit einem Vorwort von Jonathan D. Spence. Mit zahlreichen Fotos. Die chinesische Kulturrevolution (1966-1976) erstmals umfassend und durchgängig historisch belegt mit Bilddokumenten aus einem vollständigen Original-Fotoarchiv. Zusammengestellt aus einem nahezu 40 Jahre geheim gehaltenen Fundus tausender Originalnegative des chinesischen Fotografen Li Zhensheng, begleitet von seinem persönlichen Erlebnisbericht. Li Zhensheng, der als Journalist außergewöhnlichen Zugang zu den Ereignissen der Kulturrevolution erhielt, bringt mit seinem historischen Bericht eine der umwälzendsten, kontroversesten und unter-dokumentiertesten Epochen der modernen Geschichte ans Licht.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 28.01.2004
Die Bilder lösen Erschrecken, Abscheu, Scham aus, doch können sie auch erklären? Matthias Messmer hat im Nachlass des Fotografen Li Zhensheng ins grauenvolle Antlitz von Maos Kulturrevolution geblickt, doch seine Suche nach Sinn, mag er auch noch so bösartig sein, blieb vergeblich - das Entsetzen kann dennoch nicht zum Begreifen werden: Der "Rote Nachrichtensoldat" dokumentiert, so Messmer einen Feldzug, "der keinem Ziel diente (außer dem der totalen Zerstörung)". Li Zhenshengs Verdienst besteht für den Rezensenten auch darin, die Anonymität der Opfer aufzuheben. Messmers Fazit: Ein "außergewöhnliches fotografisches Vermächtnis".
Rezensionsnotiz zu
Die Zeit, 06.11.2003
Jürgen Osterhammel stellt sich angesichts dieses Bildbands, der Fotos aus der Zeit der Kulturrevolution in China enthält, die Frage, wie "sensationell" das Buch denn ist. Er kommt zu dem Schluss, dass solche Bilder die damalige "Normalität" gut wiedergeben, das wirklich Entsetzliche aber nicht zeigen. Der Rezensent beschreibt den Fotografen Li Zhensheng als "vorzüglichen Fotografen" mit Sinn für die richtige Perspektive und den richtigen Moment, wenn er ihn auch nicht unter die "Meister" der Fotokunst rechnet. Aus seinen heimlich während der Kulturrevolution gemachten 30.000 Aufnahmen stellt der Band eine Auswahl von über 300 Fotos vor, die mit einer "sorgfältig formulierten " Bildunterschrift versehen sind, informiert Osterhammel. Auch die autobiografischen Zwischentexte, die Jacques Menasche aus Gesprächen mit dem Fotografen erstellt hat, findet der Rezensent sehr aufschlussreich. Lediglich die Einleitung des "großen China-Kenners" Jonathan Spencers hat ihn wegen ihrer Oberflächlichkeit gestört. Doch ist er insgesamt recht angetan von diesem Fotoband: Er bricht keinerlei "Tabus" und außer einer einzigen Erschießungsszene zeigt er keine Gräueltaten, dafür gibt er eine Vorstellung davon, wie das 'normale' Leben in China unter der rigiden und brutalen Politik Maos aussah, lobt der Rezensent.