Lew Besymenski

Stalin und Hitler

Das Pokerspiel der Diktatoren
Cover: Stalin und Hitler
Aufbau Verlag, Berlin 2002
ISBN 9783351025397
Gebunden, 488 Seiten, 25,00 EUR

Klappentext

Aus dem Russischen von Hilde und Helmut Ettinger. Was führte 1937/38 zur brutalen "Enthauptung" der Roten Armee? Lew Besymenskis Antworten auf diese und andere Fragen geben neuen Aufschluss über die außenpolitischen Strategien der europäischen Staaten sowie interne Machtkämpfe in Berlin und Moskau. In diesem Buch veröffentlicht und kommentiert der Historiker erstmals spektakuläre Dokumente aus Stalins Geheimarchiv. Sie werfen ein neues Licht auf Stalins Verhältnis zu Hitler, auf die Wirtschaftsbeziehungen zwischen Deutschland und der Sowjetunion sowie die Hintergründe des Molotow-Ribbentrop-Paktes.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 28.07.2004

Nur kurz streift Rezensent Edward Kanterian in einer Doppelbesprechung dieses Buch des Moskauer Historikers Lew Besymenski, mit dem sich der Aufbau-Verlag seiner Ansicht nach weitere Verdienste erworben hat. Besymenski, berichtet der Rezensent, arbeitete während des Zweiten Weltkriegs für die Sowjetmarschälle Rokossowski und Schukow. Diese Nähe zur früheren Sowjetführung dürfte ihm den Zugang zum berühmt-berüchtigten und für die meisten verschlossenen Stalin-Archiv erleichtert haben, mutmaßt Kanterian, der leider nicht sagt, wie ergiebig Besymenski die erschlossenen Quellen genutzt hat. Er verrät nur, dass in dem Buch die bekannten Themenbereiche um den deutsch-russischen Krieg und Stalins Säuberung der Roten Armee "in Großaufnahme" behandelt werden.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 14.11.2002

Auch wenn das Buch nach Ansicht von Rezensent Herfried Münkler keine "sensationellen Neuigkeiten" bietet, werden Historiker des Zweiten Weltkrieges in Zukunft nicht mehr darum herum kommen. Denn Autor Besymenski habe erstmals russische Archivbestände nutzen können, die von Stalin angelegt worden seien. Darunter seien auch handschriftliche Notizen, die Stalin "vor, während und nach Sitzungen" gemacht habe. Dadurch, dass Besymenski häufig über mehrere Seiten und zumeist vollständig aus diesen Beständen zitiere, habe er sie der internationalen Forschung zugänglich gemacht. Ausführlich befasst sich Münkler mit den zentralen Themen des Buches, zum Beispiel der Frage, warum Stalin von Hitlers Armee so überrascht werden konnte. Besymenski grenze sich scharf gegen die Vorstellung von der friedliebenden Sowjetunion ab, die ein unschuldiges Expansionsopfer gewesen sei und dechiffriere den "Weg zum Unternehmen Barbarossa" als Pokerspiel zweier Diktatoren. Die vorliegende Analyse hole dafür weit aus und beginne mit dem Vertrag von Rapallo im Jahr 1922, schreibt der Rezensent. Stalin habe gewusst, dass Hitler Rohstoff und Getreide aus der Sowjetunion für seine Kriegspolitik ebenso benötigte, wie Stalin deutsche Technik brauchte, um den Ausbau der sowjetischen Rüstungsindustrie zu beschleunigen. Die Intensivierung der Wirtschaftsbeziehungen in den Dreißiger Jahren und das spätere Zusammenspiel mit Hitler sei also Teil der Kriegsvorbereitungspolitik gewesen, kann der Rezensent dieser Studie entnehmen, so wie es für Hitler selbst ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Krieg gegen die Sowjetunion gewesen sei.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 09.10.2002

Manfred Wilke zeigt sich in seiner Kritik des Buches über den Krieg zwischen Deutschland und der Sowjetunion sehr angetan. Dem Autor sei es nicht um ein "Psychogramm" von Hitler und Stalin gegangen, stellt der Rezensent klar, sondern um den Verlauf des Zweiten Weltkriegs vom Nichtangriffspakt bis zum Überfall auf die Sowjetunion. Wilke weist besonders darauf hin, dass der russische Autor mit seinem Buch offenbar das in Russland immer noch verbreitetes Vorurteil ausräumt, beim Nichtangriffspakt mit Hitler habe Stalin lediglich taktisch gehandelt, um Zeit für einen Krieg gegen Hitler zu gewinnen. Vielmehr habe Stalin den Pakt genutzt, um sowjetische Interessensphären bei der Neuordnung Europas festzulegen. Besymenskis Hauptfrage sei es, was die "sowjetische Periode" und besonders Stalins Herrschaft für Russland bedeutet hat. Der 82-jährige Autor suche zu verstehen, wo die Grenze lag zwischen den "Verbrechen des Despoten" und dem "Dienst" am Vaterland, den unzählige russische Kriegsteilnehmer zu erfüllen glaubten. Nicht von ungefähr, so Wilke, hat Besymenski den "Widerspruch zwischen russischer Staatsraison und bolschewistischer Vision von der Weltrevolution" zum Ausgangspunkt seiner Parallelgeschichte gemacht.
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