AuferstehungRoman
Carl Hanser Verlag, München
2016
ISBN
9783446252851, Gebunden, 720Seiten, 38,00
EUR
Klappentext
Aus dem Russischen neu übersetzt von Barbara Conrad. Russland im 19. Jahrhundert: Vor vielen Jahren hat der Fürst Nechljudow die junge Maslowa verführt. Jetzt ist er Geschworener, sie aber sitzt als Prostituierte auf der Anklagebank. Und Nechljudow erkennt: Er allein trägt die Schuld an ihrem unendlichen Elend. Wie soll er mit diesem Wissen weiterleben? Im Tiefsten getroffen folgt Nechljudow der Maslowa nach Sibirien in die Verbannung. "Auferstehung" ist eine leidenschaftliche moralische und politische Anklage, das erschütternde Vermächtnis des alten Tolstoi.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 29.12.2016
Rezensent Tim Neshitov kann des Autors eigenes Urteil über seinen letzten Roman keineswegs teilen. "Verpfuscht" sei dieser, "konstruiert" und "schwach", schrieb Tolstoi 1897 in sein Tagebuch. Tatsächlich ist "Auferstehung" keine leichte Kost und wirkt im Gegensatz zu den zwei vorherigen Romanen mitunter zusammengeflickt, pathetisch, spröde, frei von Spannungsbögen und sonstigen konventionell literarischen Mitteln, so der Rezensenten, der das ganze einfach zu einem "postliterarischen" Stil adelt. Es ist ein Stil, der aus der Enttäuschung und Resignation an der Welt geboren ist, ein Stil, der keine Alternative kennt, so Neshitov. Dass Hanser sich entschieden hat, diesen letzten Roman Tolstois nun in einer exzellenten Neu-Übersetzung von Barbara Conrad herauszugeben, kann Neshitov dem Verlag nur danken.
Rezensionsnotiz zu
Neue Zürcher Zeitung, 09.11.2016
Wie sein Romanheld, steht auch der Autor in seinem Spätwerk "Auferstehung" in einem Zwiespalt, der es dem Leser schwer, wenn auch nicht unmöglich macht, das Buch auf die ein oder andere Weise anzunehmen und zu genießen, meint Rezensentin Hannelore Schlaffer. Im Kampf mit der Gesellschaft und mehr noch im Kampf mit sich selbst schwankt der Romanheld zwischen Gut und Böse, versucht den Weg Christi zu gehen und hindert sich doch immer wieder selbst daran, lesen wir. Tolstoi, ebenso schwankend, scheint sich nicht entscheiden zu können, ob er Romancier oder Prediger sein will, erkennt die Rezensentin, hier gibt er eindrückliche, anschauliche Schilderungen der Gesellschaft im Russland der Jahrhundertwende, dort verfällt er in einen belehrenden Prediger-Habitus, der dem Leser keine Ruhe lässt. Wenn alles wankt, eines hält Schlaffer doch für sicher: Dass Barbara Conrads Übersetzung und Nachwort absolut gelungen sind.
Rezensionsnotiz zu
Frankfurter Allgemeine Zeitung, 15.10.2016
Rezensent Urs Heftrich liest Lew Tolstois letzten Roman in neuer Übersetzung schon als Filmskript. Weglassen sollte ein künftiger Regisseur allerdings seiner Meinung nach Tolstois nervende Frömmelei, mit der er seinen moralisch darbenden Helden im Buch laut Heftrich unentwegt bedenkt. Nächstenliebe und Verzicht auf Sex sollen helfen? Heftrich glaubts nicht. Doch wie der Autor die Abgründe der zaristischen Strafjustiz schildert, gleichsam als Roadmovie zur Hölle, wie er Szenen der aufkeimenden Liebe zwischen seiner Hauptfigur, dem Fürsten Nechljudow, und dem Dienstmädchen Katja schafft und mit satirischem Biss Rituale verhöhnt, das hat für den Rezensenten mitunter die finster-absurde Kraft Kafkas.