Lee Miller

Krieg

Mit den Alliierten in Europa 1944-1945. Reportagen und Fotos
Cover: Krieg
Edition Tiamat, Berlin 2013
ISBN 9783893201785
Kartoniert, 400 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Englischen von Andreas Hahn und Norbert Hofmann. Mit zahlreichen Fotos. Mit einem Vorwort von David E. Schermann Nachwort des Herausgebers Antony Penrose. Sie war eine der wenigen Frauen, die als Kriegskorrespondentinnen akkreditiert waren, und eine der neuen Stars des Journalismus, die plötzlich am Himmel aufgingen. Ihre Berichte und Fotos erschienen in der Vogue , denn selbst die Leser des Mode-Magazins wollten wissen, was es mit den Krauts auf sich hatte. Ihre Reportagen aus der Hölle, aus der unbekannten und fremden Welt mit dem Namen Drittes Reich gehören auch im Nachhinein zum Erhellendsten, was über Deutschland und seine Bewohner geschrieben wurde. Dieser Band enthält zum ersten Mal alle ihre Kriegsreportagen und zahlreiche ihrer berühmten Fotos, außerdem Briefe und Artikel über das befreite Paris und ihre Gespräche mit Picasso, Cocteau, Aragon, Eluard und Colette.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 24.07.2014

Endlich gibt es Lee Millers Kriegsreportagen auf Deutsch zu lesen, begleitet von ihren Fotografien, von denen einige weltberühmt sind, aber selten mit ihr in Verbindung gebracht werden, freut sich Susanne Mayer. Miller war eine faszinierende Person, weiß die Rezensentin: gebildet, schön, mondän, Fotomodell und Fotografin, Künstlerin und Muse für Künstler wie Man Ray, Picasso und Cocteau - und dann eben Kriegsreporterin, ausgerechnet für die Vogue, berichtet Mayer. Wie ein "Geflecht von Protokoll und Poesie" lesen sich Millers Reportagen, zornig in die Tasten einer kleinen Reiseschreibmaschine gehämmert, mit einem fotografischen Sinn für die Ordnung des Gesichtsfeldes, so die Rezensentin. Diese Reportage taugen besser dazu, sich ein Bild von Lee Miller zu machen als all die Fotografien, die man im Laufe ihres Lebens von ihr gemacht hat, ist sich die Kritikerin sicher.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 01.02.2014

Endlich gibt es Lee Millers Reportagen aus den Kriegsjahren 1944-1945 gemeinsam mit ihren berühmten Fotos in einer bemerkenswerten Edition, jubelt Rezensent Andreas Kilb. Fasziniert liest der Kritiker, wie das einstige Supermodel aus dem New York der zwanziger Jahre, die Geliebte von Man Ray und Freundin von Picasso und Jean Cocteau für das Magazin "Vogue" über den Feldzug der Westalliierten zur Befreiung Europas vom Nationalsozialismus berichtet. Kilb bemerkt nicht nur, wie der Ton des Millers von manieristischen Beschreibungen wie etwa ein "Chiaroscuro aus Khaki und Weiß" immer rauer und sachlicher wird, sondern bewundert auch das Vermögen der Autorin, ihre Gefühle und Beobachtungen, etwa über die deutschen Kriegsgefangenen oder ihre Erlebnisse in Dachau in scharfe Prosa zu bringen. Neben reizvollen und sensiblen Schilderungen über Cocteau, Picasso oder Colette, lobt der Kritiker insbesondere die erschütternden Fotografien Millers.
Lesen Sie die Rezension bei buecher.de

Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 07.12.2013

Weniger eine Besprechung als vielmehr ein Porträt des einstigen Man-Ray-Modells und späteren Fotoreporterin Lee Miller legt Michael Sontheimer vor. In seinem ausführlichen, von vielen Zitaten aus Millers begleitenden Artikeln unterfüttertem Text schildert er, dass die Fotografin ihre Arbeit während des Zweiten Weltkriegs insbesondere auch als Engagement im Kampf gegen das "Dritte Reich" verstand. Ihre Motivation war dabei explizit nicht pazifistisch, sondern agitatorisch, erklärt der Rezensent. Und spätestens bei der Befreiung des KZ Buchenwalds festigte sich schließlich auch ihr unversöhnlicher Hass gegen die Deutschen, der sich wie ein roter Faden durch diesen Band zieht, schreibt Sontheimer, der Millers Texte zu den Bildern sehr zu schätzen weiß. Sie schreibt "ausgesprochen modern: subjektiv, selten hochgestochen, meist in Alltagssprache". Für den Kritiker wirkt dies zum Teil schon wie eine Vorwegnahme dessen, was Hunter S. Thompson später unter dem Begriff "New Journalism" etablieren würde. Schade und bezeichnend, so Sontheimer schließlich, dass diese "ganz große Reporterin", die sich nach dem Krieg ins Privatleben zurückzog und in den 70ern an Krebs starb, so lange in Vergessenheit geraten ist.