Leander Scholz

Rosenfest

Roman
Cover: Rosenfest
Carl Hanser Verlag, München 2001
ISBN 9783446199828
Gebunden, 248 Seiten, 17,90 EUR

Klappentext

Gudrun Ensslin und Andreas Baader in einer Geschichte, die jeder zu kennen glaubt: Es geht um zwei Menschen, wie sie gegensätzlicher nicht sein könnten, um Kampf, Flucht und Liebe. Oder ist alles ganz anders gewesen? Leander Scholz erfindet die Geschichte der beiden neu und erzählt eine Liebesgeschichte, wo eigentlich eine politische Geschichte erwartet wird.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 03.04.2001

Dorothea Dieckmann lässt kein gutes Haar an diesem Roman, den sie "entsetzlich prätentiös" findet und dem sie neben erzählerischen Schwächen vor allem die Fortsetzung des Mythos RAF vorwirft - auch wenn der Autor gerade dies offenbar nicht beabsichtigt hat. Scholz komprimiere die entscheidenden Jahre der 'Bleiernen Zeit' zu einem "pointenrasselnden Bürgerkriegsmarsch von wenigen Wochen", wobei er, so Dieckmann, auch vor erheblichen Trivialisierungen nicht zurückschrecke, wofür die Rezensentin auch Beispiele anführt. Teilweise lässt sich nach Dieckmann sogar der originale Wortlaut der Recherchevorlagen nachlesen, noch schlimmer findet sie jedoch die ihrer Ansicht nach kitschige Bonnie-und-Clyde-Story zwischen Baader und Ensslin, die hier von Scholz in den Vordergrund gestellt werde. "Quasi-experimentelle Dialoge, stilisiert Reiseführerprosa, quälend redundante Zeitlupenszenen, pennälerhafte Montagen, auslandend schiefe Bilder" - dies ist nur eine Auswahl der von Dieckmann monierten Schwächen dieses Buchs.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 16.02.2001

Eberhard Falcke kann sich für diese Buch nicht wirklich erwärmen. Vor allem wird ihm nicht klar, was eigentlich die Absicht des Autors ist. Deutlich werde zwar durchaus, dass Scholz seinen Protagonisten ein persönliches Profil geben und sie in ihrer Privatheit zeigen möchte. Doch die Idee des Autors, eine "fiktionale Gegengeschichte" zu den wirklichen Ereignissen zu konstruieren, gelingt nach Falcke nicht wirklich. Er vermisst eine "eigene Stringenz" dabei. Dazu kommt nach Ansicht des Rezensenten, dass Scholz bei seinen "Interpretationen und Spekulationen in der Figurendarstellung" einfach zu viel unterzubringen versucht, was für Falckes Geschmack bisweilen nicht nur überladen, sondern auch angestrengt wirkt. Letztlich scheitert Scholz nach Ansicht des Rezensenten vor allem an den hohen Anforderungen, die dieses Thema ohnehin mit sich bringt: einerseits sind da die wirklichen Personen Baader und Ensslin, dann das aktuelle öffentliche Interesse an der Thematik, Scholz` fiktive Geschichte und "nicht zuletzt deren Begründung". Doch um mit diesem Komplex wirklich fertig zu werden, dafür reichen - so Falcke - die erzählerischen Fähigkeiten des Autors nicht ganz aus.
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Rezensionsnotiz zu Die Tageszeitung, 15.02.2001

"Sätze schwirren umher wie Fliegen" - schönes Bild des Rezensenten. Und das bei allen Bedenken, die er gegen dieses Buch hegt! Die Vergangenheit, wie hier, mit der Fliegenklatsche der Banalität besiegen zu wollen allerdings, ist für Volker Weidermann so etwas wie ein Affront gegen die Historie: "Bei der Geschichte, die Leander Scholz erzählt, wird niemand dabei gewesen sein wollen." Und das eben nicht nur, weil der Autor an den Daten manipuliert - das wäre sein gutes Recht - nein, was nicht stimmt, benennt Weidermann mit der Kluft zwischen dem vom Autor reichlich propagierten theoretischen Anspruch seines Romans und dessen tatsächlicher "Märchenhaftigkeit". Die fokussierte Privatheit der RAF-Gründergeneration, wie Scholz sie sich vorstelle, sei läppisch, kitschig, belanglos und banal. Kein Fest also.

Rezensionsnotiz zu Die Zeit, 15.02.2001

Iris Radisch ist recht freundlich zu dem Autor. Dessen Roman sei zwar literarisch keine Offenbarung, meint sie, eine Provokation aber sei er dennoch und - gemessen an den Memoiren all der kaum 30-jährigen Biedermänner - "doch ein Ereignis". Da es dem Autor ihrer Ansicht nach um einen historischen Roman nicht zu tun war, vermutet Radisch einen "ästhetischen Heilsplan" hinter dem Ganzen, den Wunsch, "der Gegenwartsliteratur jene Gewalt und romantische Unbedingtheit der Liebe zurückzuerstatten", deren Abwesenheit, so Radisch weiter, in letzter Zeit schmerzlich vermerkt werde. Verdienstvoll, findet die Rezensentin, wenn auch nicht immer zündend. - Sowas von nett aber auch.

Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2001

Lorenz Jäger kann sich für diesen Band nicht wirklich erwärmen. Zwar hält er es grundsätzlich für legitim, zu einer wahren Geschichte, wie der von Andreas Baader und Gudrun Ensslin, eine Gegengeschichte zu entwerfen, die die Chronologie der Ereignisse verändert. Doch macht so eine Gegengeschichte nach Ansicht des Rezensenten nur dann Sinn, wenn sie eine "komplexere Version" bietet als das Original. Scholz hingegen habe die Geschichte von Baader und Ensslin verkürzt, vereinfacht, und sie damit "um ihre Schärfe, am Ende um ihre Tragik" gebracht. Jäger fragt sich, was Scholz eigentlich beabsichtigt. Will er eine Art Bonnie-und-Clyde-Geschichte erzählen? Wirklich klar wird das nach Ansicht des Rezensenten nicht. Und auch wenn Jäger manche Passagen für geglückt hält, etwa wenn es um den "Verführer Baader" geht, so überwiegt in seiner Rezension der Unmut: "jeder Seminarmarxismus von `68 ist spannender als die Besinnungsprosa" dieses Buchs, befindet Jäger.
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