Welch schöne Tiere wir sindRoman
Piper Verlag, München
2019
ISBN
9783492059268, Gebunden, 336Seiten, 22,00
EUR
Klappentext
Aus dem Englischen von Stephan Kleiner. Die Luft scheint stillzustehen an diesem heißen Sommertag auf der griechischen Insel Hydra. Dort verbringt Naomi die Ferien in der Residenz ihres Vaters, einem englischen Kunstsammler. Gemeinsam mit der jüngeren Sam entdeckt sie bei einem Küstenspaziergang etwas Ungeheuerliches: Ein bärtiger, ungepflegter Mann liegt auf den Steinen, ein Geflüchteter aus Syrien, Faoud. Für Naomi die perfekte Gelegenheit, es ihrem Vater heimzuzahlen - für seinen obszönen Reichtum, seine hohlen Allüren, seine unerträgliche neue Frau. Doch als sie Faoud dazu anstiftet, bei ihrem Vater einzubrechen, hat das fatale Folgen.
Rezensionsnotiz zu
Deutschlandfunk, 01.07.2019
Peter Henning lobt Stefan Kleiners Übersetzung des zweiten Romans von Lawrence Osborne. Die Geschichte um eine Milionenerbin auf Hydra, die aus lauter Langeweile einen syrischen Flüchtling zu einem Verbrechen anstiftet und damit eine Folge von dramatischen Ereignissen in Gang setzt, erinnert den Rezensenten an Homers Nausikaa-Episode und führt ihn direkt in die Abgründe der menschlichen Seele. Die Themen Amoral und Schuld behandelt der existenzialistische Krimi mitreißend und mit einer gewissen Gnadenlosigkeit, erkennt Henning, denn Hoffnung, so erklärt er, bietet das Buch eher nicht, dafür viel "glänzende" Leere.
Rezensionsnotiz zu
Süddeutsche Zeitung, 17.06.2019
Rezensent Nicolas Freund gefällt, wie schön langsam und genau Lawrence Osborne den Ennui der westlichen Eliten in ihren endlosen Sommerferien einzufangen weiß. Ein bisschen erinnert ihn die auf Hydra spielende Geschichte um eine wohlhabende US-Juristin und einen syrischen Flüchtling an Odysseus und Nausikaa, nur dass Osborne Fragen der Gewalterzeugung im elitären Sloterdijkschen Weltinnenraum thematisiert und über die Grenzen und das hermetische Innen der westlichen Welt philosophiert. Dass Osborne dabei weder theoretisiert noch moralisiert, tut der Story laut Freund gut.
Rezensionsnotiz zu
Die Welt, 06.04.2019
Ist es möglich, den antiken Nausikaa-Stoff, die Schönen und Reichen auf der Insel Hydra und ein Flüchtlingsschicksal miteinander zu verzahnen? Durchaus, meint Philipp Haibach nach der Lektüre von Lawrence Osbornes Roman. Die Übertragung des Stoffes in die Gegenwart funktioniert, schon weil die Insel eine so großartige Bühne für das Drama abgibt, meint Haibach. Wie ein Syrer dort auf zwei junge Touristinnen trifft, Macht, Sex, Geld und Sommerträgheit die Handlung befeuern und schließlich in einen Thriller und weiter in eine Roadnovel umbiegen, findet Haibach stark. Stilistisch überzeugt ihn das Buch auch. Präzise und kenntnisreich schafft der Autor Atmosphäre und fordert die Urteilskraft des Lesers heraus, so Haibach.