Laksmi Pamuntjak

Alle Farben Rot

Roman
Cover: Alle Farben Rot
Ullstein Verlag, Berlin 2015
ISBN 9783550080869
Gebunden, 672 Seiten, 24,00 EUR

Klappentext

Aus dem Indonesischen von Martina Heinschke. Im Jahre 1965 hatte sich der junge General Suharto an die Macht geputscht, seitdem war das Land geteilt in Freund und Feind der neuen Herrschenden, verfolgt wurden alle, die im Verdacht standen, Kommunisten zu sein. Misstrauen und Angst spalteten Dorfgemeinschaften und Familien, viele verloren in gewaltsamen Unruhen ihr Leben, Tausende wurden ohne Prozess in Strafkolonien auf entlegenen Inseln verschleppt. Jahrzehnte später, lange nach Suhartos Sturz im Jahre 1998, sucht eine Frau auf der Gefangeneninsel Buru nach den Spuren des Mannes, den sie in jenen Tagen geliebt und dann verloren hat. In den Wirren einer Straßenschlacht wurden Amba und Bhisma damals auseinandergerissen, und Amba wusste all die Jahre nichts über das Schicksal ihrer großen Liebe. Bis sie eines Tages eine anonyme Mail erhält, aus der hervorgeht, dass Bhisma damals nach Buru verschleppt wurde.

Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 13.10.2015

Bei der Besprechung von Laksmi Pamuntjaks Buch "Alle Farben Rot" gerät Rezensent Volker Breidecker ins Schwärmen. Denn dieses Werk ist nicht nur ein historisches Epos, das mit einer Vielzahl von Geschichten an die blutige Vergangenheit Indonesiens erinnert, sondern auch eine mitreißende, tragische und leidenschaftliche Liebesgeschichte zwischen Bhisma und Amba, denen nach einem kurzen Beisammensein jahrzehntelang nur noch die Erinnerung und die Sehnsucht nach dem anderen bleibt, informiert der Kritiker. Darüber hinaus lässt er sich von der Autorin und Journalistin auch auf eine Reise in die altindische Mythologie und das Mahabharata-Epos mitnehmen. Nicht zuletzt lobt Breidecker die "subjektive Radikalität" mit der Pamuntjak Zeitgeschichte vergegenwärtigt. Und so schaut er gern über einige allzu ausufernde Erzählstränge und gelegentliche "exotisch verschmockte Doppelmetaphern" hinweg.
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Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 10.10.2015

Florian Balke ahnt, dass dieser im indonesischen Original bereits 2012 erschienene Debütroman von Laksmi Pamuntjak noch immer Momente der Sprachlosigkeit enthält, obwohl die Autorin sich Indonesiens unerzähltem Trauma der politischen Gewalt der 60er Jahre unter Suharto mit dem Wunsch annähert, das Verdrängte ins Bewusstsein zu holen, wie er schreibt. Davon abgesehen scheint ihm der retrospektiv aus dem Jahr 2006 erzählende Text insofern schwierig zu sein, als er die Erlebnisse der Figuren mit einem mythologischen Heldenepos verbindet. Laut Balke braucht der Text eine Weile, um sich zu klären und Kraft zu entwickeln. Dann aber scheint ihm Pamuntjaks mythopoetisches Erzählen wie gemacht dafür, die zwischen Normalität und Katastrophe schwankende traumatisierte Welt der Figuren abzubilden.
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Rezensionsnotiz zu Die Welt, 26.09.2015

Laut Marc Reichwein setzt die indonesische Debütantin Laksmi Pamuntjak in ihrer umfangreichen Aufarbeitung des indonesischen Traumas auf Identifikation und Mythologie. Die Suche der Protagonistin nach ihrem Geliebten Jahrzehnte nach den Unruhen von 1965 offenbart dem Rezensenten die Ursachen einer Radikalisierung, die Indonesien noch heute in Bann hält. Die Handlungs- und Zeitführung findet er für ein Debüt recht komplex, die multiperspektivische Erzählsicht scheint ihm ein vielschichtiges Gesellschaftsbild zu erlauben.

Rezensionsnotiz zu Neue Zürcher Zeitung, 23.09.2015

Einen großartige, bewegende Lektüre verspricht Rezensentin Claudia Kramatschek mit diesem Roman der indonesischen Lyrikerin und Journalistin Laksmi Pamuntjak. Vor allem für westliche Leser findet die Rezensentin den Roman aufregend, denn er verbinde Realität und Übersinnliches, Mythos und Geschichte, in einem ungewohnten, aber angenehmen Erzählfluss. "Alle Farben Rot" erzählt von einem der düstersten Kapitel der indonesischen Geschichte, der bis heute nicht aufgeklärten geschweige denn verarbeiteten Ermordung Hunderttausender Oppositioneller unter der Diktatur des Generals Suharto. Besonders beeindruckt die Rezensentin hierbei, wie kunstvoll Pamuntjak ihren historisch-politischen Stoff ausbreitet: Wenn sie erzählt, wie die 62-jährige Amba den Spuren ihres Geliebten Bhisma folgt, der 1965 auf die Insel Buru verbannt wurde, und dabei die Schrecken und die Lager in Erinnerung ruft, dann verbindet sie politische Aufklärung mit großer poetischer Schönheit, versichert Kramatschek.